Dienstag, 19. Februar 2008
Pneumokokken-Impfung führt zu mehr statt zu weniger Krankheiten
Ich habe vorhin eine spanische Studie durchgelesen, die wirklich erstaunliche Resultate ergeben hat:
http://www.journals.uchicago.edu/doi/full/10.1086/524660

Das Wissenschaftler Team aus Barcelona widmete sich der Frage, wie die Einführung der Pneumokokken-Impfung die Situation bei den mit diesen Bakterien assoziierten Krankheiten verändert hat.

Zumindest in den ersten Jahren nach der Einführung der Impfung ("Prevenar" kam im Jahr 2000 in den USA, ein Jahr später in Europa auf den Markt) waren die Experten noch regelrecht euphorisch. Die Impfung zeigte nämlich einen positiven Effekt, der weit über die Gruppe der Geimpften hinausging. Weil Ansteckungen verhindert wurden, kam es auch in ungeimpften Gruppen, etwa bei Senioren zu starken Reduktionen bei invasiven Pneumokokken-Erkrankungen. Vor allem betraf das Meningitis, Lungenentzündungen und Sepsis. Ein möglicher positiver Effekt auf die Vermeidung von Mittelohrentzündungen wurde zwar häufig behauptet, brachte bisher aber höchst widersprüchliche Resultate.

Später zeigten sich in den USA dann unerwartete Rückschläge, etwa bei einer Studie unter der indigenen Bevölkerung Alaskas.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17456820?dopt=Abstract

Hier kam nun die Befürchtung auf, dass die sieben Stämme, vor denen die Impfung schützt von den zahlreich vorhandenen anderen Pneumokokken-Arten ersetzt werden könnten (Replacement Effekt).
Nach dem raschen Rückgang der Krankheitsfälle bei Einführung der Impfung sorgten von Jahr zu Jahr immer mehr andere Serotypen, speziell der Pneumokokken-Typ 19A, für ein Comeback der Bakterien.

Die Zahl der Krankheiten stieg rasch an und erreicht nun in Alaska beinahe schon das Niveau der Vorimpf-Ära.

Die aktuellen spanischen Daten gehen sogar noch weit darüber hinaus und zeigen, dass heute deutlich mehr Kinder an Pneumokokken erkranken als vor Einführung der Impfung.

In der prospektiv angelegten Studie wurde der Zeitraum fünf Jahre vor der Einführung der Impfung (1997-2001) mit dem Zeitraum danach (2002-2006) verglichen.

Die Fälle von Meningitis und bakterieller Blutvergiftung blieben halbwegs auf dem selben Niveau.
Lungenentzündungen, speziell jene mit eitrigen Einschlüssen, nahmen jedoch enorm zu:
Die Rate bei Kindern unter fünf Jahren stieg von 3,6 Krankheits-Episoden pro 100.000 vor der Impfung auf 15,1 Episoden pro 100.000 nach der Einführung der Impfung steil an. Das entspricht einer Zunahme von 320 Prozent!

Insgesamt traten im Beobachtungszeitraum 198 Epidsoden von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen auf. Das durchschnittliche Alter der kranken Kinder betrug 3 Jahre. 43 Kinder mussten auf die Intensivstation, sieben Kinder starben (4 an Meningitis, 2 an Sepsis, und 1 an Lungenentzündung).

Bei jedem einzelnen Krankheitsfall wurden die beteiligten Bakterientypen genau bestimmt.

Durch die Impfung wurden die 7 Impftypen tatsächlich in ihrem Auftreten um 40 Prozent reduziert.
Dies wurde jedoch mehr als ausgeglichen durch eine Zunahme der nicht in der Impfung enthaltenen Pneumokokken-Typen: Sie waren im Zeitraum nach der Impfung mehr als fünfmal so oft an Krankheiten beteiligt als davor. Sie hatten also den Platz der verdrängten Impftypen doppelt und dreifach belegt und waren von einst weitgehend harmlosen Bakterien zu gefährlichen Keimen mutiert.

Dabei kam es zu einigen eigenartigen Phänomenen. So tauchte der USA-Typ 19A, der bislang in Spanien kaum beobachtet wurde, plötzlich als potenter Krankheits-Verursacher auf. Zudem kam es scheinbar zur Mutation einzelner in der Impfung enthaltener Serotypen.

Während die Impftypen in der Mehrzahl Bakteriämien (vorübergehendes Vorkommen von Bakterien im Blut) bzw. Blutvergiftung auslösten, verursachten die "neuen" Keime vor allem eitrige Lungenentzündungen.

Die Autoren zeichnen damit ein durchaus düsteres Bild der Auswirkungen der Einführung der Pneumokokken-Impfung in Spanien. Ob sich die Situation noch weiter verschärft, wenn die Impfrate von derzeit 50% weiter ansteigt, ist ungewiss.
Es zeigt sich bei dieser methodisch gut durchgeführten Arbeit jedoch recht deutlich, dass es problematisch ist, einfach US-amerikanische Verhältnisse auf Europa zu übertragen und sich darauf zu verlassen, dass sich die Bakterien-Typen hüben wie drüben nicht unterscheiden.

Wie die Situation bei Pneumokokken-Infektionen in Deutschland oder Österreich aussieht, weiß niemand, weil es hier meines Wissens keine begleitende Kontrolle gibt, keine ähnlich detaillierten Arbeiten wie jene aus Spanien publiziert wurden und überhaupt gar niemand an die Notwendigkeit einer derartigen prospektiven Untersuchung gedacht hat.

Wir sind es scheinbar gewohnt, die Informationsbeschaffung der Industrie zu überlassen - am besten der amerikanischen Industrie (die eigene schläft den Schlaf der Behörden mit und ist scheinbar mit Lizenzierung, Übersetzungsarbeiten und Vertretertätigkeit vollends ausgelastet).

In Deutschland ist die Pneumokokken-Impfung seit der im Sommer 2006 erfolgten Empfehlung der STIKO für alle Babys empfohlen und kostenlos.
Der ehemalige Stiko-Chef Schmitt hatte sich für diesen Beschluss sechs Jahre lang den Mund fusselig geredet, bis die Kommission endlich seinen Empfehlungen gefolgt ist. Selbst durfte er ja leider nicht mit abstimmen, weil er die Impfstudien selbst geleitet hatte.
In Österreich ist die Impfung ebenso empfohlen, muss allerdings selbst bezahlt werden. Noch bis Ende Februar läuft eine Pneumokokken-Impfaktion. Eine Einzelspritze Prevenar kostet nun 79,-- statt 117,85 Euro.
Babys sollen nach dem Impfplan dreimal im 1. Lebensjahr, sowie abschließend noch einmal im 2. Lebensjahr geimpft werden.

Nach den derzeitigen Ergebnissen sieht es so aus, wie wenn diese Empfehlung der Impfexperten zum einen rausgeschmissenes Geld für Eltern und Steuerzahler bedeutet, zum anderen auch noch gesundheitsgefährdend ist.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 9. Februar 2008
Fehlgeburten während der HPV-Studien
Gestern habe ich Missstände im Design der 12 Gardasil-Studien kommentiert.
Im Kern geht es darum, dass als Hilfsstoff in der Impfung ein potenziell neurotoxisches und Immunstörungen provozierendes Leichtmetall (Aluminium) enthalten ist.
Nebenwirkungen wurden getarnt, indem als Placebo nicht wie üblich eine biochemisch neutrale Salzlösung verwendet wurde, sondern eine Aluminium-Wasser-Lösung.

Wie stark sich ein normales Placebo vom Aluminiumgemisch unterscheidet, zeigte eine einzige der zwölf Gardasil-Studien, wo bei 600 Teilnehmern doch eine physiologische Salzlösung als Placebo eingesetzt wurde. Hier gab es deutlich weniger leichte und gar keine schweren Nebenwirkungen.

Heute möchte ich mich thematisch mit den Studienteilnehmern befassen, die während der Impfdurchgänge schwanger wurden.

Insgesamt wurden in allen Gardasil-Studien im Untersuchungszeitraum 2.266 Frauen schwanger.

Daraus resultierten 1.232 Geburten mit lebenden Babys.

Der Anteil der Fehlgeburten lag sowohl in der Alum-Placebo Gruppe als auch in der Alum-Impfstoffgruppe bei 25%.
Die Abtreibungsrate lag über 10%.
31 Babys hatten Missbildungen.

Ich habe quer durch die Literatur gesucht und fand in prospektiven Studien, wo alle Fehlgeburten penibel notiert wurden, Raten von durchschnittlich 10 bis 12 Prozent
(z.B hier: BMJ 2002;325:1334, P. Oakeshott et al. "Association between bacterial vaginosis or chlamydial infection and miscarriage before 16 weeks' gestation: prospective community based cohort study"
oder hier: BMJ 1997;315:32-34 Christopher Everett "Incidence and outcome of bleeding before the 20th week of pregnancy: prospective study from general practice")

Bei Wikipedia heißt es, dass bei 15-20 % der Schwangerschaften klinische Fehlgeburten auftreten.

Hier waren es 25 Prozent. Dazu kommt noch ein unklarer Prozentsatz von Abtreibungen mit medizinischer Indikation.

Wieviele dieser Fehlgeburten und Missbildungen gehen zu Lasten der Aluminiumverbindung in Impfstoff und Placebo?

Wir wissen es nicht.
In der kleinen Salzwasser-Studie kam es zu keiner einzigen Schwangerschaft. Hieraus lassen sich also keine Schlüsse ziehen.

Dass Aluminiumsalze beträchtliches toxisches Potenzial haben, zeigte erst kürzlich eine kanadische Studie. (Petrik MS et al. „Aluminium adjuvant linked to gulf war illness induces motor neuron death in mice“, Neuromolecular Med 2007; 9(1): 83-100)

Dabei wurde Mäusen im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht dieselbe Menge an Aluminium verabreicht, wie geimpften Soldaten (es ging in der Studie um eine Untersuchung der möglichen Hintergründe des Golf-Kriegs-Syndroms, an dem viele US-Soldaten leiden).

Bei der Analyse der Zellschäden in Gehirn und Rückenmark zeigte sich bei den „Aluminiummäusen“ ein regelrechtes Desaster. In Gehirnstrukturen, die in der Bewegungskoordination und Muskelkontrolle eine Rolle spielen, waren bis zu 35 Prozent der Neuronen abgestorben. Sowohl im Gehirn als auch im Rückenmark befanden sich zahlreiche Nervenzellen in Auflösung.

Im Abstract der Studie heißt es dazu:
"Among the vaccine’s potentially toxic
components are the adjuvant aluminum hydroxide and squalene. To examine whether
these materials might contribute to neurologic toxicity, we injected young male colony
CD-1 mice with these adjuvants at doses equivalent to those given to service personnel.
Mice were subjected to a battery of motor and cognitive behavioral tests over a six month
period. Following sacrifice, CNS tissue was examined using immunohistochemistry for
evidence of neural death. Behavioral testing showed both motor and cognitive functions
were impacted by the tested adjuvants to differing degrees. Apoptotic neurons were
identified in lumbar spinal cord and motor cortex in the groups receiving the adjuvants.
Aluminum injected animals also showed a significant increase of astrocytes in the lumbar
spinal cord. Our findings suggest a possible role for either or both compounds in some
neurological features associated with GWS."


Wenn diese neurotoxische Wirkung auf Mäuse auch auf menschliche Föten zutrifft, so würden mit der Wahl des Aluminium-Placebos hier tatsächlich sämtliche Alarmzeichen vertuscht.

Und das bei einem Arzneimittel, das für Mädchen und Frauen im Alter von 9 bis 26 Jahren zugelassen ist!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 8. Februar 2008
Nebenwirkungen in den Gardasil-Studien
Das 486 Seiten Dokument der Clinical Review der FDA zu den Gardasil-Studien eröffnet eine Menge interessante Details der zwölf maßgeblichen Studien.

http://www.fda.gov/cber/review/hpvmer060806r.pdf

So zum Beispiel die Wahl der Placebos.
Nur in einer einzigen wurde ein "richtiges" Placebo verwendet (Reisinger KS et al. Pediatr Infect Dis J 2007; 26: 201-209): Hier bekamen 596 Teilnehmer eine neutrale Salzlösung statt der Impfung.

Insgesamt wurden damit also nur bei 6,35% der insgesamt 9385 Teilnehmer in der Placebogruppe das saline-placebo, beim Rest Aluminium-haltige "Placebos" eingesetzt.

Die Unterschiede im Nebenwirkungs-Profil zwischen Salzwasser-Placebo und Aluminium-Placebo sind enorm:
Schmerzen an der Einstichstelle
Alu: 75,4 %
Salz: 48,6 %

Schwerwiegende Schmerzen:
Alu: 1,3%
Salz: 0,6%

Schwellung:
Alu: 15,8%
Salz: 7,3%

Schwerwiegende Schwellung:
Alu: 0,6%
Salz: 0%

Rötung (Erythem):
Alu: 18,4%
Salz: 12,1%

Schwerwiegende Rötung (Erythem):
Alu: 0,4%
Salz: 0%

In dieser Art geht es weiter. Während sich die Aluminium-Placebo Gruppe kaum von der Impfstoffgruppe unterscheidet, sind die Unterschiede zwischen den beiden Placebos hoch signifikant.

Die ständige Mitteilung im FDA-Konvolut, dass sich kaum Unterschiede zwischen Placebo und Verum zeigen, ist also ein Hohn.

In der Reisinger Studie werden fünf ernsthafte Verdachtsfälle in der Verum, hingegen gar keiner in der Salzwasser-Placebogruppe angegeben.
Allerdings heißt es, dass diese Erkrankungen nicht vaccine-related sind.

Dabei wird in der Studie glatt unterschlagen, dass während der Laufzeit bei zwei Teilnehmern der Impfgruppe Fälle von autoimmuner Thyroiditis aufgetreten sind: das findet sich nur in der FDA Auflistung (S. 391), nicht jedoch im Reisinger-Paper.

Die Schilddrüse ist das Organ, das am häufigsten von Autoimmunstörungen betroffen ist.

In diesem Zusammenhang ist interessant, dass auch beim deutschen Todesfall eine Thyroiditis als einzige verbliebene mögliche Todesursache diskutiert wird. Siehe dazu die PEI-Stellungnahme:

"Die Obduktion und die feingewebliche Untersuchung des Herzmuskels ergaben keine eindeutige Todesursache. Auch für eine Vergiftung ergaben sich keine Hinweise; entsprechende chemisch-toxikologischen Untersuchungen blieben ohne Ergebnis. Einzig eine unspezifische, fokal-akzentuierte Thyreoiditis wurde beschrieben. Hierzu hat das Paul-Ehrlich-Institut immunhistochemisch-feingewebliche Untersuchungen an der Schilddrüse, der Hirnanhangdrüse und der Nebenniere in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse hierzu stehen noch aus."

Diese Stellungnahme stammt von Mitte Januar. Der Todesfall selbst passierte vor rund 7 Monaten.

Die Frage drängt sich auf, wann diese Untersuchung überhaupt gestartet wurde!
Erst als die Familie des österreichischen Todesopfers sich an die Öffentlichkeit wandte?

Auf mehrfache Anfrage gab mir das PEI bislang dazu keine Details bekannt. Auch die Abklärung der Thyroiditis ist scheinbar noch nicht abgeschlossen oder wird absichtlich geheim gehalten.

Ich finde es - wie auch Gutachter Klaus Hartmann (siehe Interview vom 31. 1.) - unakzeptabel, dass im Gros der Zulassungs-relevanten Studien ein nebenwirkungsreiches, potenziell neurotoxisches und selbst Autoimmunstörungen auslösendes Placebo verwendet wurde. Wie kann so etwas als relevante Information zur Bewertung der Sicherheit herangezogen werden?
Erst nun, nachdem Gardasil schon verkauft und Millionenfach angewendet wird, schreibt die FDA dem Hersteller Merck neue Sicherheitsstudien vor. Darin soll nun das Risiko der autoimmunen Störungen näher untersucht werden. Als Veröffentlichungsdatum dieser Studie ist der 30. September 2009 notiert.
Und es ist nicht bekannt, ob hier eine Placebogruppe vorgesehen ist.

Generell wird im FDA Bericht in der Folge nur noch von "Placebo" gesprochen und alles zusammen geschmissen. Dabei gab es sogar in der Aluminium-Gruppe noch gewaltige Unterschiede in der Konzentration. Sie schwankte zwischen 225 mcg alum./d und 450 mcg alum./d.

Insgesamt finden sich 12 als potentiell autoimmune Störungen klassifizierte Krankheiten in den Gardasilstudien (sowohl alum-placebo als auch alum-impfstoff).
Also eine Rate von rd. 12 zu 21.000
Hier werden allerdings nur Fälle von Juveniler Arthritis, Systemischer Lupus E., oder Polyarthritis mitgezählt.

In den weiteren Listen tauchen dann weitere Fälle von Autoimmunkrankheiten auf: So Morbus Crohn (4 in Gardasil, 0 in Placebo) und 6 Fälle von autoimmunen Schilddrüsen-Erkrankungen (Thyroiditis und Morbus Basedow: Gardasil 4, Placebo 2).

Damit käme man schon auf 22 Autoimmunkrankheiten, die während des Studienzeitraums in den Aluminium-Gruppen (Verum und Placebo) neu aufgetreten sind.

Jede tausendste Geimpfte ist also während des Studienzeitraums an einer neuen, vor den HPV-Impfungen nicht diagnostizierten Autoimmunstörung erkrankt. Im FDA Bericht wird dazu lapidar festgestellt, dass die Zahl der aufgetretenen Verdachtsfälle der zufälligen Erkrankungshäufigkeit in der Normalbevölkerung entspricht.
Anstatt dies unbelegt einfach so zu behaupten, wäre es wesentlich rationaler und glaubwüdiger gewesen, wenn dies durch die Wahl eines tatsächlichen wirkneutralen Placebos auch BEWIESEN worden wäre.

In der Gruppe mit dem Salzwasser-Placebo wurde übrigens kein einziger Verdachtsfall einer ernsthaften Nebenwirkung beobachtet.

Die einzige konsequente Methode, die Sicherheit der HPV-Geimpften in den Studien zu vergleichen, wäre es also, die Teilnehmer der Impfgruppe und der Aluminium-Placebo-Gruppe zusammen zu nehmen und mit den Ergebnissen der einzigen wirklichen Salzwasser-Placebogruppe zu vergleichen.

Damit ließe sich dann allerdings keinerlei Werbung für die gute Verträglichkeit der HPV-Impfung mehr machen.
Und die Behörden hätten wohl enorme Schwierigkeiten, dieses Arzneimittel für die millionenfache Anwendung an gesunden jungen Menschen überhaupt zuzulassen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 7. Februar 2008
Überraschung in Diabetiker-Studie
Ganz sind die Zeiten noch nicht vorbei, als Cholesterin als Killer schlechthin verschrien war. Aber fast. Sojaquark, Herz-Margarine und Magermilch galten damals als Hilfsmittel, den Spiegel des "lautlosen Killers" so weit als möglich zu drücken. Diese Weisheit wurde zunehmend erschüttert, als sich in den Studien keine Erfolge dieser doch so logischen und plausiblen Strategie zeigten und speziell bei Älteren niedrige Cholesterinwerte eher auf den nahen Tod als auf einen Erfolg der Therapie hinwiesen.

Die Hochblüte dieser Cholesterin-Hysterie mit ihrem Low-Fat-Hype liegt nun schon gut ein Jahrzehnt zurück. Aggressive Statin-Therapie gilt nicht mehr als besonders mutige, sondern eher als besonders blöde Option. Zu niedriges HDL-Cholesterin wird heute als ernsteres Problem angesehen als zu hohes LDL. Und dass Butter gesünder ist als Margarine weiß man spätestens seit der Trans-Fett Diskussion.

Den besten Überblick zur Entstehung dieses Hypes in den USA lieferte der Journalist Gary Taubes, der mit seinen Milestone-Veröffentlichungen in Science und New York Times hier den entscheidenden Umschwung einleitete.
http://people.bu.edu/sobieraj/nutrition/fat_science3_30_01.html
http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9F04E2D61F3EF934A35754C0A9649C8B63&sec=&spon=&pagewanted=all

Nun zeichnet sich dasselbe Phänomen auch bei der aggressiven Blutzucker-Senkung ab. Eine große Studie des NIH wurde nun teilweise abgebrochen, weil sich in jenem Arm, wo die Blutzucker-Werte über Gabe von Insulin und Medikamenten auf das Niveau Gesunder abgesenkt wurden, signifikant mehr Todesfälle ergaben.
Ein medizinisches Dogma, das seit 50 Jahren unangefochten gilt, wankt nun. Kann es denn ungesund sein, den erwiesen ungesunden Zuckerspiegel auf ein gesundes Niveau zu senken? Das klingt völlig absurd.

Ich halte das hingegen für gar nicht so abwegig. Zum einen hat es ja einen Grund, warum der Zuckerspiegel bei "Altersdiabetes" so hoch ist. Am mangelnden Insulin liegt das nicht. Der Insulinspiegel ist bei Typ 2 Diabetikern normalerweise hoch genug. Viel höher als bei Gesunden. Das Problem ist vielmehr, dass viele Zellen insulinresistent sind und die überschüssige Glukose nicht mehr verwerten können.
Das Spritzen von Insulin ist also nur ein ungesundes Weiterdrehen der Resistenz-Schraube: Vielleicht gelingt es ja, die Glukose mit der vierfachen, fünffachen Überdosis doch noch in die vollkommen Zucker-übersättigten Zellen zu pressen.

Wesentlich sinnvoller wäre es, am anderen Ende anzusetzen: bei der Zufuhr des vielen Zuckers. Stattdessen wird vielfach den Diabetikern gepredigt, sie könnten dank der tollen Therapie weiterhin ein normales Leben führen und ihren normalen Junk essen, solange sie brav ihre Medikamente nehmen.

Dass diese Mittelchen zudem auch nicht ohne sind, zeigte die Diskussion über Avandia. Wie ja die Einführung der Glitazone in die Diabetestherapie ohnehin ein hübsches Beispiel dafür ist, wie man sinnlose Arzneimittel über geschicktes Marketing unter die Leute bringt.


Wer sich über das Rätselraten der Diabetes-Experten zur erwähnten Studie informieren möchte:
Hier gehts zum interessanten Artikel von Gina Kolata:
http://www.nytimes.com/2008/02/07/health/07diabetes.html?ref=health

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 31. Januar 2008
Interview mit Dr. Hartmann zur HPV-Impfung
In der morgigen Ausgabe der österr. Tageszeitung "Der Standard" erscheint ein Artikel von mir zu den mit der HPV-Impfung assoziierten Todesfällen in Deutschland und Österreich.
http://derstandard.at/?url=/?id=3206550
Ich habe dazu ein Interview mit dem Mediziner Klaus Hartmann geführt, der jahrelang für das Paul Ehrlich Institut tätig war und nun als gerichtlicher Gutachter für mögliche Impfschadensfälle arbeitet.

Dr. Klaus Hartmann
<br />
www.impfstoffsicherheit.de


Hier das Interview:

Standard: Bei den Zulassungsstudien zur HPV-Impfung wurden relativ wenige Nebenwirkungen gefunden. Es gab kaum Unterschiede zur Placebogruppe.

Hartmann: Das lag aber vor allem an der Wahl des Placebos. Es wurde hier nämlich keine neutrale Wasserlösung verwendet, sondern ein Gemisch sämtlicher Inhaltsstoffe der Impfung, bloß ohne die HPV-Antigene. Das Placebo enthielt also unter anderem die erwiesen problematischen Aluminiumsalze.

Standard: Was war die Folge?

Hartmann: Die HPV Impfung wurde gegen ein Medikament getestet, das die gleichen Nebenwirkungen machen kann. Das ist ein ganz bedenkliches Vorgehen und es ist mir ein Rätsel, warum das die Ethikkommissionen genehmigt haben. Die Aluminium haltigen Adjuvantien sind in letzter Zeit gewaltig in die Diskussion gekommen. Bislang wurde nur retrospektiv ihre Sicherheit abgeleitet, weil ja Millionen von Dosen verimpft wurden und hier ja eigentlich nichts passiert sei. Das stimmt so nicht. Man weiß, dass diese Hilfsstoffe bei bestimmten Menschen, die hier empfänglich sind, Autoimmunreaktionen auslösen. Das wurde auch im Tierversuch bestätigt. Sie können zudem das Nervensystem schädigen, weil Aluminiumhydroxid auch neurotoxisches Potenzial hat. Man weiß derzeit nicht wen es trifft.

Standard: In welchem Zeitraum nach der Impfung passiert das?

Hartmann: Das kann bis zu fünf Wochen nach der Impfung auftreten. Es handelt sich um zwei Mechanismen: Zum einen können Aluminiumsalze Autoimmunreaktionen triggern, zum zweiten gibt es den direkten schädigenden Effekt auf Nervenzellen. Das erfassen Sie nicht, wenn sie nur Vorfälle binnen zwei Wochen berücksichtigen. Dieser toxische Effekt wurde kürzlich auch an humanen Zellen nachgewiesen, auch in Dosen, wie wir sie in Impfstoffen verabreichen.

Standard: Warum sind diese Substanzen nicht längst ersetzt worden?

Hartmann: Dass Aluminium raus muss, wissen die Hersteller und es sind auch alle heftig am arbeiten. Das wird sich nicht mehr lange halten können, so wie ja auch das Quecksilber haltige Konservierungsmittel in Kinderimpfstoffen als neurotoxische Substanz in die Diskussion kam und ersetzt wurde.

Standard: Sollten durch die Wahl dieses Placebos Nebenwirkungen der HPV-Impfung verschleiert werden?

Hartmann: Auf alle Fälle. Wenn sie auch in der Kontrollgruppe diese seltenen Autoimmunreaktionen haben, so haben sie das nivelliert und es fällt niemandem mehr auf.

Standard: Bei den behördlichen Meldestellen für Nebenwirkungen heißt es, dass zur HPV-Impfung keine auffälligen Häufungen vorliegen.

Hartmann: Das ist eine reine Beruhigungsmaßnahme. Wenn ein Impfstoff zugelassen ist, sind diese spontanen Rückmeldungen die einzige Kontrolle. Hier werden aber – wenn überhaupt – meist nur Sofortreaktionen gemeldet. Man weiß um die Schwächen des Erfassungssystems, will das aber gar nicht verbessern. Das ist eine echte Verschleierungstaktik. Behörden und Hersteller sind sich hier einig und man gibt auch kein Geld aus. Wirkliche langfristige Sicherheitsdaten gibt es gar nicht. Solange das nicht hinterfragt wird und auf den Prüfstand kommt, wird das Problem weiter existieren. Es wird dann weiter voller Gewissheit gesagt werden, es gibt keine Probleme, wobei wir das gar nicht wissen können bei den derzeitigen Möglichkeiten.

Standard: Die beiden Todesfälle in Deutschland und Österreich haben nun aber Aufsehen erregt.

Hartmann: So etwas kann man nicht einfach überspringen. Mit großem Aufwand versucht man nun, die Impfung davon freizusprechen. Auf der anderen Seite wird niemand damit beauftragt, einen möglichen Zusammenhang zur Impfung ernsthaft zu prüfen. Da gibt es eine unglaubliche Verzerrung. Vernünftige Forschung zu diesem Thema findet überhaupt keine Unterstützung.

Standard: Sie haben sich auch über die österreichischen Fälle informiert. Gibt es hier einen Zusammenhang zur HPV-Impfung?

Hartmann: Die verstorbene junge Frau hatte bereits vor ihrem plötzlichen Tod Probleme. Sie hat eine auffällige Lichtscheu entwickelt, hatte Kopfschmerzen und eine länger andauernde Darmsymptomatik. Das sind ganz typische Anzeichen für eine ADEM (Anm: Akute disseminierte Enzephalomyelitis). Wenn man bei einer Obduktion nicht ganz explizit danach sucht, so finden sie das nicht mehr. Ein ADEM Herd ist ja kein Tumor oder eine Gewebeveränderung, die sich auch nach Tagen noch nachweisen lässt. Das ist ein flüchtiges entzündliches Geschehen. Wenn das im Atemzentrum entsteht, können sie durch einen ADEM-Herd einen Atemstillstand kriegen. Und sie finden die Ursache nicht mehr, wenn das erst Tage oder Wochen danach untersucht wird.

Standard: Es kam das Argument, dass die Studentin bei ADEM vorher schon massivere Probleme gehabt haben müsste, dass sie in diesem Fall nicht mehr hätte fortgehen können.

Hartmann: Nein, das ist Unsinn. Es kommt immer darauf an, wo die Nervenschädigung einsetzt. Es gibt mannigfache Symptome. Die Patienten können plötzlich Psychosen entwickeln, verhaltensauffällig werden. Es gibt kein einheitliches Bild. Jede Art von neurologischer cerebraler Auffälligkeit kann im Prinzip durch ein ADEM ausgelöst werden. In den meisten Fällen wird das gar nicht als ADEM erkannt und zum Glück ist es ja dann auch so, dass es in den meisten Fällen reversibel erfolgt. Lebensbedrohlich ist es nur selten und dann kann es eben leider so ausgehen, wie bei der jungen österreichischen Frau.

Standard: Hatten Sie bei Ihren begutachteten Fällen ADEM?

Hartmann: Das ist bei Impfschadensfällen in meiner Gutachter-Praxis eine der häufigsten Diagnosen. Es ist eines der größten Probleme bei inaktivierten Impfstoffen.

Standard: Wieviele Gutachten machen Sie pro Jahr?

Hartmann: Ich habe etwa 60 bis 70 pro Jahr, die von Sozialgerichten in Auftrag gegeben werden.

Standard: Wie hoch ist denn eigentlich die Dunkelziffer bei unerwünschten Wirkungen von Impfstoffen in passiven Meldesystemen wie Deutschland oder Österreich?

Hartmann: Eine deutsche Studie untersuchte das für Arzneimittel-Nebenwirkungen und kam auf eine Melderate von fünf bis zehn Prozent. Bei Impfungen wird das wohl noch etwas schlechter aussehen, weil Ärzte über Nebenwirkungen bei Impfungen kaum informiert sind und auch die psychologische Hemmschwelle zu melden höher ist. Bei Lipidsenkern oder Antibiotika ist das viel selbstverständlicher, da ist schon eine gewisse Skepsis da. Bei Impfungen wenden sich die Ärzte an ihre Pharmareferenten und dort wird meist schon im Vorfeld abgewiegelt.

Standard: Sollte nicht unmittelbar bei den Behörden gemeldet werden?

Hartmann: Die gesetzliche Meldepflicht ist schon seit 2001 verankert. Das kam bei den Ärzten aber kaum an. Es wird auch keine Aufklärung betrieben.

Standard: In Österreich hieß es dazu von Impfexperten, dass eine Nebenwirkung drei Wochen nach der Impfung praktisch auszuschließen sei.

Hartmann: Auch vom langjährigen STIKO (Anm: Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut) Vorsitzenden Heinz-Joseph Schmitt kamen häufig solche Aussagen. Das ist wissenschaftlich vollkommener Unsinn. So wie die österreichischen Stellungnahmen, dass Nebenwirkungen entweder gleich oder gar nicht auftreten. Das ist absoluter Quatsch.

Standard: Woher kommen die Impfexperten dann zu ihrer Expertise?

Hartmann: Die Bezeichung „Impfexperte“ ist ja nicht geschützt. Als solches kann sich jeder bezeichnen. Zudem stehen diese Impfexperten zu 100 Prozent auf irgendeiner Industrie-Gehaltsliste. Entweder direkt oder über Drittmittelforschung in universitären Instituten. Das sind alles Leute, die dafür bezahlt werden, dass sie das sagen. Unser STIKO-Vorsitzender Schmitt ist ja kürzlich offiziell in die Industrie zum Imfpstoffhersteller Novartis-Behring gewechselt. Und dort erzählt er wohl noch immer dieselben Geschichten.



Der Wiesbadener Mediziner Klaus Hartmann, 47, war zehn Jahre lang beim deutschen Paul Ehrlich Institut für die wissenschaftliche Bewertung unerwünschter Wirkungen von Impfstoffen zuständig. Heute ist er einer der meist beschäftigten gerichtlichen Gutachter zur Feststellung möglicher Impfschäden.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 29. Januar 2008
Pap-Abstrich: Zeit für intelligentes Handeln
Der Pap-Abstrich gilt als Vorzeige-Modell einer sinnvollen Maßnahme zur Reduktion der Krebs-Sterblichkeit. Nur bei Magenkrebs gingen die Sterbezahlen in den letzten 30 Jahren ähnlich dramatisch zurück wie beim Zervix-Karzinom.

Dennoch gilt der Pap-Abstrich als ziemlich unzuverlässig. Führt häufig zu Krebs-Fehlalarm und unnötigen Eingriffen.
Zell-Veränderungen am Gebärmutterhals haben nämlich eine hohe Neigung zur Spontanheilung und es ist bei weitem nicht nötig, hier sofort chirurgisch einzugreifen.

Ein drastisches Beispiel dazu gab der Fall einer österreichischen Arzthelferin, der vor einigen Jahren Schlagzeilen machte: Die Frau brachte es nicht übers Herz den Patientinnen einen positiven Krebs-Befund auszuhändigen. Wenn also vom Labor nach Pap-Abstrich eine schlechte Nachricht kam, so ließ sie den Befund einfach in einer Schublade verschwinden.

Erst nach vielen Jahren flog die Arzthelferin auf und es wurde Strafanzeige erstattet.

Das erstaunliche war jedoch, dass kaum eine Patientin durch das kriminelle Vorgehen der Arzthelferin Schaden erlitten hatte. Sogar Krebsbefunde hatten sich - bei nochmaliger Einberufung der Patientinnen - in Luft aufgelöst.
Soweit ich mich erinnere, war nur bei einer einzigen Patientin ein (unkomplizierter) Eingriff nötig, alle anderen waren in der Zwischenzeit ausgeheilt und hatten sich eine Menge Mühsal, Todesangst und sonstige schwere Nebenwirkungen einer Krebstherapie erspart.

Indizien wie dieser deuten also darauf hin, dass die Gefahr einer Überdiagnose beim Pap-Abstrich groß ist.
Das letzte, was es allerdings braucht, ist eine Vorsorgeuntersuchung, von der selbst ein Risiko ausgeht.
Deshalb wäre es höchste Zeit für die Einführung einer möglichst intelligenten Strategie zur Früherkennung von Karzinom-Vorstufen.
Wenn Finnland, Schweden oder Großbritannien es beim Pap-Abstrich zustande bringen, mit einem Untersuchungsintervall von 3 bis 5 Jahren (!!!) eine nur etwa halb so hohe Krebs-Sterblichkeit zu erreichen, wie Deutschland oder Österreich, so sieht man ja, dass die Vielzahl der Abstriche und Operationen wohl nicht den Stein der Weisen darstellen.

Ich halte die Absicht der österr. BM Andrea Kdolsky, deshalb für löblich, hier mal den Status Quo zu analysieren und dann dem Beispiel der nördlichen Länder zu folgen.

Denn derzeit wird eine gesundheitsbewusste Minderheit von Frauen, die jährlich oder sogar halbjährlich zum Pap-Abstrich geht, der Gefahr der Überdiagnose mit völlig unnötigen Eingriffen ausgesetzt.

Jene Frauen aber, die ein wirklich erhöhtes Zervix-Karzinom-Risiko haben (Migrantinnen, Raucherinnen, niedrige Sozialschicht, häufig wechselnde Geschlechtspartner, Ältere) gehen meist gar nicht zum Pap-Abstrich und können sich auch keine Impfung leisten.

Es ist natürlich nicht damit getan, bloß die Untersuchungs-Intervalle zu vergrößern. In den nördlichen Ländern wurde intensiv in die Schulung der Fachkräfte bei der Abstrich-Abnahme investiert, ebenso in die Modernisierung der Labors sowie in eine bessere Interpretation der Befunde.

In Finnland, dem Land mit der niedrigsten Zervix-Karzinom-Rate werden die Abstriche übrigens meist von Krankenschwestern entnommen und nicht von Gynäkologen. Also von Nichtärzten - was Geld spart und scheinbar gleichzeitig die Qualität erhöht.

Man stelle sich den Aufschrei der Ärztekammer- und Gynäkologen-Vertreter vor, wenn so etwas bei uns diskutiert würde.

Von einem Aufschrei zur jetzigen beschämenden Qualität des Pap-Screenings las ich bisher von Seiten der Zunft-Sprecher hingegen nur wenig.

Denn es bringt ja in etwa dasselbe Geld, ob ich nun ein Drittel der Frauen öfters untersuche, oder alle Frauen bloß noch im Abstand von drei bis fünf Jahren.

Und wenn bloß Honorar und Trägheit das Gesetz des Handelns bestimmen, so werden lieber jene daueruntersucht, die von selber brav in die Ordination kommen.

So lange, bis das Screening (auf Grund falsch positiver Befunde) für diese Frauen ein größeres Gesundheitsrisiko darstellt als der Krebs.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 28. Januar 2008
später impfen - weniger Asthma?
In einem Fachjournal für Allergie und Klinische Immunologie erscheint nun eine kanadische Arbeit, in der bei 11.500 Kindern geprüft wurde, ob es für das Asthmarisiko bei den Kindern einen Unterschied macht, ob diese früh oder spät geimpft werden.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18207561?ordinalpos=1&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum

Das Ergebnis:

Allein die Verschiebung der ersten Diphtherie-Tetanus-Pertussis Impfung um zwei Monate nach hinten HALBIERTE das spätere Asthma Risiko.
Kinder, bei denen alle Teilimpfungen verspätet gegeben wurden, hatten ein um 61% reduziertes Asthmarisiko.

Ich halte diese Arbeit für sehr interessant. Sie gibt ärztlichen Kritikern (wie z.B. Martin Hirte) recht, die sich dafür einsetzen, die Babys später zu impfen, um die Entwicklung des Immunsystems nicht negativ zu beeinflussen.

Bislang sind die Impftermine weniger nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählt, sondern eher nach der Maxime: wann erwische ich die meisten Babys.
Wie diese Arbeit zeigt, kann derartiger Pragmatismus gefährlich sein.
Deshalb gehört die Frage nach dem idealen Impfzeitpunkt schnellstens über gute Studien geklärt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 26. Januar 2008
Zur Epo-Problematik
Zu diesem Thema habe ich vor einigen Monaten ein Interview geführt. Derzeit ist die Diskussion ja bei den US-Behörden nahe dran, Epo-Präparate in der Krebstherapie gänzlich einzuschränken.

„Wir sind alle erschrocken“

Der Freiburger Radioonkologe Michael Henke machte die erste große Studie, die zeigte, dass EPO-Präparate zur Behandlung von Blutarmut bei Krebspatienten große Risiken bergen.


Ehgartner: Vor Ihrer Arbeit haben die meisten Kollegen nur nachgesehen, ob Epo-Produkte gegen Blutarmut helfen. Das taten sie zumeist. Wie sind sie denn auf die Idee gekommen, auch mal nachzuforschen, ob diese Patienten in der Folge dann auch länger leben?

Henke: Wir wussten zum einen, dass Patienten mit Blutarmut eine schlechtere Heilungsrate bei Tumoren haben. Zum zweiten wussten wir, dass in der Radiologie, wenn der Strahl wirken soll, genügend Sauerstoff im Gewebe sein muss. Dann haben wir eins und eins zusammengezählt und überlegt, dass wir mit der Gabe von Erythropoetin eine Verbesserung der Strahlenwirksamkeit am Krebsgewebe erreichen könnten. Wir sind sehr ehrgeizig angetreten, konnten auch die Industrie zur Finanzierung gewinnen, weil das für sie ein Wachstumsmarkt war, und wollten eine Studie machen, um das ein für alle mal zu beweisen. Und dann kam zum Entsetzen aller – vor allem der Industrie – genau das Gegenteil raus: Die Patienten der EPO-Gruppe hatten eine signifikant höhere Sterblichkeit und ein rascheres Tumorwachstum.

Ehgartner: Wie war die Reaktion des EPO-Herstellers Roche, der die Studie finanzierte?

Henke: Man war nicht glücklich.

Ehgartner: Man weiß von ähnlichen Fällen, dass es dann manchmal ganz schön Druck geben kann auf die Autoren, das Ergebnis gar nicht zu publizieren.

Henke: Ich war in der glücklichen Situation, dass ich nie in Versuchung geführt wurde. Dann kommt dazu, dass ich ein ziemlicher Holzkopf bin, der schon sehr an der Wahrheitsfindung in der Wissenschaft interessiert ist. Es war mir schon wichtig, dass dieses Ergebnis in der Fachwelt entsprechend diskutiert wird.

Ehgartner: Das war ja auch eine schöne Publikation für Sie in einem Topjournal, wie dem Lancet?

Henke: Ich hätte natürlich gerne das Gegenteil publiziert. Aber wir waren alle sehr erschrocken, auch ich. Dann haben wir überlegt, ob wir Fehler gemacht haben. Ich wollte es ja nicht glauben. Ich habe noch meine eigenen Patienten nachanalysiert. Und fand genau dasselbe Ergebnis. Und bestand darauf, dass das diskutiert wird, weil ja konkret Patienten gefährdet werden. Da fühle ich als Arzt schon Verantwortung: Man kann nicht ohne Erfolgsaussicht behandeln, schon gar nicht wenn das Risiko besteht, dass Patienten dann nicht profitieren, sondern sogar eher sterben könnten.

Ehgartner: Hat Ihnen diese Publikation karrieremäßig genützt?

Henke: Im Gegenteil. Das führte dazu, dass ich jetzt für die Industrie weniger interessant bin. Früher habe ich doch die eine oder andere Forschungs-Unterstützung mehr bekommen.

Ehgartner: Ihre Studie stand damals im Jahr 2003 ziemlich allein da. Wie waren die Reaktionen?

Henke: Ich bin als Exot apostrophiert worden. Was die Freiburger hier rausgefunden haben, wurde als Käse abgetan. Zum Glück war die Studie doch sehr sauber und man konnte sie nicht in Bausch und Bogen verdammen. Der Effekt von EPO war ganz eindeutig negativ. Ob man das jedoch auf alle Krebspatienten verallgemeinern kann, da wäre ich noch vorsichtig.

Ehgartner: Ihre Arbeit wurde von der Methodik aber heftig kritisiert.

Henke: Wir haben etwas publiziert, was dem damaligen Verständnis komplett widersprochen hat. Dass das kritisch diskutiert wurde fand ich gut. Es kann ja nicht sein, dass hier jemand einfach so einen Luftballon loslässt und das bleibt einfach stehen.

Ehgartner: Gabs auch Angriffe unter der Gürtellinie?

Henke: Ich habe mich schon geärgert, wenn uns schlechte Methodologie vorgeworfen wurde, oder dass wir die Patienten nicht ordentlich nach Studienprotokoll behandelt hätten. Denn das stimmte einfach nicht. So richtig unfaire Angriffe gabs keine. Ja, es gab Kopfschütteln. Und einige Kollegen haben mich in der Folge nicht mehr gegrüßt. Die gabs auch. Das hat mich verwundert. Wenn mich jemand nicht mehr grüßt, muss ich dem schon weh getan haben. Wie aber kann ich das? Da muss ich wohl an deren finanziellem Support gekratzt haben.

Ehgartner: In den USA war das kürzlich ein großes Thema, dass Ärzte oder Dialyse-Zentren hier regelrechte Provisionszahlungen von den EPO-Herstellern bekamen, je mehr und je höher dosiert ihre Produkte verabreicht wurden.

Henke: In den USA kauft der Doktor die Medikamente meist bei der Firma ein und verkauft das den Patienten weiter. Der fungiert dort auch als Apotheker. Vom EPO-Umsatz in den USA gehen 25% in die Tasche des Doktors. So läuft es aber in Europa nicht. Die Kollegen hier haben schon auch ein gewisses Sponsoring. Wenn sie beispielsweise zu Kongressen eingeladen werden oder Vorträge halten. Das ist auch in Ordnung, wenn der Leistung ein reelles Honorar gegenübersteht.

Ehgartner: In manchen großen Krankenanstalten wir EPO per Ausschreibung an eine der drei Anbieterfirmen vergeben. Wäre das die sauberste Lösung?

Henke: Klar, denn die Ärzte sind ja auch befangen. Und gehen mit gewissen Präparaten großzügiger um, wenn sie zu den jeweiligen Referenten einen guten Draht haben. Das ist völlig normal. Und das wird von der Industrie gezielt gesteuert und genutzt.

Ehgartner: Die Fachgesellschaften in der Onkologie aber auch in der Nephrologie haben noch vor relativ kurzem in den USA hohe Zielwerte für die Behandlung der Blutarmut angegeben. War das in Deutschland anders?

Henke: In Europa war man generell zurückhaltender. Die Österreicher haben da eine kleine Ausnahmerolle, weil sie bei EPO besonders großzügig waren und die Zulassung in der Onkologie sehr weit gefasst ist. Hier wurde von den Firmen ein sehr aktives und kompetentes Marketing gemacht. Und dann kommt dazu, dass beispielsweise der Herr Professor Ludwig aus Wien sich als einer der ersten speziell der Lebensqualität der Krebskranken angenommen hat. Er hat hier gezeigt, dass EPO dafür nützlich ist und das hat natürlich generell zu einer postiven Einstellung geführt. Österreich ist also hier vorne dran.
In Deutschland hat man die Tumoranämie eher immer als Anzeichen fürs herannahende Lebensende angesehen. Da muss ich den Patienten ja nicht wie einen Radfahrer in Topform sterben lassen. Man hat die Anämie eher als schicksalhaft akzeptiert. Und wenn jemand ganz schlecht beinander war, gaben wir eher Bluttransfusionen. Wir waren mit den Transfusionen in Europa eher großzügiger und nahmen weniger EPO.

Ehgartner: Haben die Firmen gar nicht auf diese europäische Zurückhaltung reagiert?

Henke: Doch. Sogar recht geschickt. Sie haben in ihrer Werbung immer mehr in den Vordergrund gerückt, dass man mit EPO nicht die konkrete Blutarmut der Patienten behandeln soll, sondern dass es besser wäre, gleich das Entstehen der Anämie zu verhindern. Dazu hat man sich an Laborwerten orientiert, den so genannten Hb-Wert, der den Anteil des roten Blutfarbstoffes misst. Es wurde also die Therapie mit EPO begonnen, damit der Laborwert nicht weiter abfällt und irgendwann eine Anämie entsteht. Man hat damit einem Denken Vorschub geleistet, das uns eher fremd war: dass man einen Laborwert behandelt und nicht den Patienten. Ich habe von meinen Lehrern immer die Regel mitbekommen: Wir behandeln keine Laborwerte! Das sitzt bei mir ganz tief drin. Ich würde also nicht sagen, ich gebe EPO ab einem Hb-Wert von 9 oder von 11. Vielmehr behandle ich Beschwerden oder zu erwartende Beschwerden.
Aber für einen unerfahrenen Arzt ist das natürlich sehr praktisch, sich an einem Laborwert zu orientieren. Der guckt auf eine Zahl und dann schreibt er ein Rezept. Es ist dem gegenüber viel aufwändiger, den Patienten zu befragen, wie es mit seiner Leistungsfähigkeit steht, ob die Belastbarkeit abgenommen hat, oder ob Atemnot besteht. Da ist es viel einfacher, den Patienten ins Labor zu schicken, ich guck mir den Wert an und geb die Spritze. Das war von den Firmen gut eingefädelt.

Ehgartner: Es wurde hier also dasselbe eingeführt, wie auch bei Cholesterin und anderen Risikofaktoren, wo ab bestimmten Grenzen Medikamente empfohlen werden.

Henke: Ja, aber es ist eigentlich intellektuelle Faulheit, wenn die Patienten nur noch nach Zahlen behandelt werden.

Ehgartner: Sie haben jetzt in einer aktuelle Studie die These geprüft, ob es eventuell an den Krebszellen EPO-Rezeptoren gibt und davon die Gefahr ausgeht.

Henke: Wir haben bei den Patienten nur dort negative Effekte von Epo gesehen, wo aktiver Krebs da war. Und nicht bei jenen, wo der Tumor komplett entfert werden konnte. Das hat zur Überlegung geführt, dass das Epo irgendwas an den Krebszellen macht. Und dann muss die Krebszelle ein Schlüsselloch haben, wo das Epo als Schlüssel wirken kann. Wir haben dann festgestellt, dass nur bestimmte Patienten einen ungünstigen Verlauf hatten, wenn sie mit Epo (Schlüssel) behandelt wurden: nämlich jene, deren Tumoren die Epo-Rezeptoren (Schlüsselloch) hatten. Wir haben also jene Patienten identifziert, denen man besser kein Epo gibt.

Ehgartner: Was waren denn die Anlässe für Nachfolgestudien? Gab es da Versuche, Ihre Ergebnisse zu widerlegen?

Henke: Ja, aber das hat nicht funktioniert. Es war schade, dass Studien abgebrochen wurden, gerade noch rechtzeitig, bevor die negativen Ergebnisse statistisch signifikant wurden. Wenn Sie eine Studie vorzeitig abbrechen, können sie noch sagen, sie sehen keinen signifikanten Unterschied. Und einige dieser Studien wurden dann auch nie publiziert und sie finden das nicht in der internationalen Medizin-Datenbank.
Dann gab es aber auch Studien, und das hat mir persönlich gut getan, die bekamen dasselbe raus, was wir fanden. Beim Mammakarzinom gabs dasselbe, ebenso bei Lungenkrebs. Das kam erst Anfang dieses Jahres raus.

Ehgartner: Ist Epo derzeit ein Hauptthema in der Onkologie?

Henke: Sicher ein wichtiges. Allerdings kommuniziert man nicht so gerne negative Ergebnisse.

Ehgartner: Es gibt nun eine Menge Fragezeichen und es würde einiger großer Studien bedürfen, um die Gefahr, aber auch die Chancen von Epo grundlegend zu klären. Experten kritisieren, dass diese Studien kaum angegangen und viel zu wenige Patienten aufgenommen werden. Mangelt es am Geld dafür?

Henke: Ja. Die Industrie hat natürlich keinerlei Interesse mehr daran, noch weitere solche Studien zu unternehmen.

Ehgartner: Ist hier die Angst spürbar, dass diese Ergebnisse sich immer mehr zu einer kommerziellen Katastrophe auswachsen könnten, wie das vor fünf Jahren bei der Hormonersatztherapie der Fall war, wo ja nach den katastrophalen Studienergebnissen binnen kurzem der Markt eingebrochen ist.

Henke: Ja. Aber ethisch ist dieses Vorgehen doch sehr bedenklich. Es wurde über Jahre gut verdient und wird immer noch gut verdient. Ich meine aber, da besteht schon eine moralische Pflicht, sich zu engagieren, den wahren Stellenwert von Epo in der Onkologie zu definieren und damit seinen Nutzen und Schaden bei der Patientenbehandlung festzulegen.



Michael Henke, 55, ist Professor an der Radiologischen Universitätsklinik in Freiburg. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die klinische Forschung. Hier engagiert er sich insbesondere in Untersuchungen zur pharmakologischen Beeinflussung der Bestrahlungswirkung bei Krebs.

... link (1 Kommentar)   ... comment