Freitag, 27. März 2009
Vortrag + Diskussion
Hier zwei Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen, an denen ich teilnehme. Heute Abend halte ich auf Einladung der "Gesunden Gemeinde Eichgraben" einen Vortrag zu meinem aktuellen Buch "Lob der Krankheit". Die zweite Veranstaltung steht am 1. April um 19,30 Uhr im Radiokulturhaus in der Wiener Argentinierstraße unter dem Motto "Impfung: Schutz oder Schaden?"

Hier die Pressetexte zu den Veranstaltungen:

Warum es gesund ist, ab und zu krank zu sein.

Vortrag von Bert Ehgartner im Fuhrwerkerhaus Eichgraben, 27. 3. 2009, Beginn: 19 Uhr

Das Berufsleben ist stressig, Krankenstand wird ungern toleriert. So machen sich viele - gedopt mit Aspirin & Co. auf den Weg ins Büro, obwohl sie eigentlich im Bett bleiben sollten.
Damit jedoch gehen wir gefährliche Risiken ein. Denn jede Krankheit ist ein Warnsignal. Ein Signal, dass das Stress-System zu lange schon die Reparaturmechanismen des Organismus blockiert.

Den biologischen Sinn von Krankheit stellte der Bestseller Autor Bert Ehgartner in den Mittelpunkt seines aktuellen Buches "Lob der Krankheit", das kürzlich im Verlag Gustav Lübbe erschienen ist.
Und er zeigt darin eindrücklich, welche faszinierendes Rolle Viren und Bakterien - aber auch Schmutz für unsere dauerhafte Gesundheit spielen.
Krankheiten erfüllen einen biologischen Zweck, indem sie die Reifung des Immunsystems - unseres lebenslangen Schutzengels, ermöglichen. Heute jedoch werden vile Krankheiten, speziell bei den Kindern, schon im Ansatz mit Antibiotika, Fiebersenkern und den zahllosen Impfungen "behandelt".
Eine immer strikter werdende Hygiene trägt das ihre dazu bei, warum wir uns heute inmitten einer Epidemie von Allergien und Autoimmunkrankheiten befinden, die eine gemeinsame Wurzel haben: ein aus der Bahn geworfenes Immunsystem.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

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Diskussion im Radiokulturhaus:

Ankündigung im Standard vom 24. März:

Schutz oder Schaden?
Die Wirkung von Impfungen auf den menschlichen Körper

*

Ob Grippe-, HPV- oder Erstimpfung bei Säuglingen und Kleinkindern: Seit der Einführung der ersten Impfung vor mehr als 200 Jahren gegen Pocken sorgt dieses Thema für Kontroversen. Die einen betrachten Impfungen als Mittel, um Krankheiten vorzubeugen oder auszurotten. Die anderen wiederum sehen es als gefährlichen Eingriff in das menschliche Immunsystem und warnen ausdrücklich davor. Dazu kommen weitere kritische Stimmen, die der Pharmaindustrie vorwerfen, die Bevölkerung zu manipulieren und mit dem Thema "Impfungen" Geschäftemacherei zu betreiben.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "hot doc." wird offen über ein Thema diskutiert, das polarisiert und die Meinung der Öffentlichkeit spaltet. Sind die Ängste von Impfgegnern berechtigt? Oder wird hier Panikmache betrieben und damit die Gesundheit von Kindern riskiert?

Referenten:

Pro: Mag. DDRr. Wolfgang Maurer, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien

Contra: Dr. Johann Moravansky, anthroposophischer Kinderarzt



Machen Sie sich selbst ein Bild und diskutieren sie mit!

Zeit: 1. April, 19.30 Uhr
Ort: ORF-Radiokulturhaus, 1040 Wien, Argentinierstraße 30A
Anmeldung: E-Mail: pressestelle@aekwien.at, Tel.: 01/51501 - 1223 DW.

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Am Podium sitzen neben Dr. Maurer und Dr. Moravansky noch:

Dr. Rudolf Schmitzberger
Kinderarzt und Impfreferent der Ärztekammer für Wien
Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt PhD.MSc.
Professorin für Vakzinologie (Impfwesen) und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der
Medizinischen Universität Wien
Bert Ehgartner
Wissenschaftspublizist

Moderiert wird die Veranstaltung von Mag. Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaftsredaktion

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Montag, 23. Februar 2009
Zum Abschied von scienceblogs.de
Für einige Monate ist dieser Blog bei "scienceblogs.de" gelaufen. Schließlich kam es dort zu einer wüsten Hexenjagd gegen mich, an der sich sogar einige US-amerikanische science-blogger beteiligten.

Auslöser dafür waren einige kritische Berichte, in denen es um die Problematik von aluminiumhaltigen Hilfsstoffen in Impfungen ging.

Die Redaktionsleitung dort steht scheinbar massiv unter Druck, nur ja keine allzu kritische Linie zu fahren.
Zudem verstehen sich die meisten Autoren dort als eine Art Eso-Ghostbuster.

Ein beträchtlicher Teil der Artikel behandelt demnach die Jagd auf esoterische Umtriebe, Homöopathie, TCM, etc. Auch "Impfkritik" gilt in diesem Sinne als höchst verdächtig.
Überall, wo solche Umtriebe vermutet werden, wird gleich mit dem Feuer der Gerechtigkeit reingefahren um die reine wissenschaftliche Leere vor allen Anfechtungen zu bewahren.

Ich bin ursprünglich zu scienceblogs gewechselt, weil ich von der Redaktionsleitung intensiv umworben wurde und mir ein hervorragendes mediales Umfeld versprochen wurde, um mein aktuelles Buch ("Lob der Krankheit") zu bewerben. Dies war sozusagen das "Gegengeschäft", da ich für meine Beiträge ja nie ein Honorar bekam.

Als schließlich die Kampagne mit hunderten hasserfüllten Kommentaren im Dezember 2008 ihren Höhepunkt erreichte, fand ich nicht mehr die Zeit und verspürte auch immer weniger Lust, mich gegen diese Flut von Anwürfen zu wehren, die meist von Menschen stammten, die quasi-pragmatisierte Jobs haben und ihre Arbeitszeit scheinbar ungestraft für ihre aggressiven Privatkampagnen verplempern dürfen.

Nachdem die Leitung von scienceblogs.de selbst ins Visier dieser pressure-group geriet und immer massiver kritisiert wurde, haben sie es wohl mit der Angst zu tun bekommen.

Ich weine den scienceblogs keine Träne nach und wünsche ihnen viel Erfolg bei ihrer ebenso kindischen wie fruchtlosen Mission als Sammelplattform für selbst ernannte Eso-Ghostbuster.

Bis heute wird mir allerdings von meinen Gegnern - hier tut sich vor allem der Wiener Impfexperte Wolfgang Maurer hervor - vorgehalten, dass ich "zugeben musste keine Evidenz für die Problematik von Aluminiumhaltigen Hilfsstoffen in Impfungen zu haben und deshalb bei den scienceblogs rausgeflogen bin".

Bei diesem Statement handelt es sich um eine Lüge.
Um dies zu dokumentieren, verweise ich auf meinen letzten Artikel bei scienceblogs, den ich hier sicherheitshalber noch mal reinkopiere, falls ich dort gänzlich vom web genommen werde:

Aluminium - Die Evidenz

Auf meine Blogbeiträge zu möglichen Risiken von Aluminiumverbindungen in Impfstoffen kamen eine Menge Kommentare, in denen - meist überaus freundlich - Belege für meine diesbezügliche Besorgnis gefordert wurden. Hier bringe ich einen ersten Überblick zu dieser Thematik.


Die Verwendung von Aluminiumsalzen als Hilfsstoff oder Adjuvans in Impfstoffen hat eine lange Tradition. Bereits 1931 publizierte Alexander Thomas Glenny seine Entdeckung eines an Aluminium gebundenen Diphtherie-Impfstoffes. Trotz dieser enormen Anwendungserfahrung ist das Verständnis der Wirkmechanismen der Aluminiumsalze bis heute noch weitgehend ungeklärt.

Erst 2006 erschien beispielsweise eine Übersichtsarbeit des schottischen Immunologen James M. Brewer mit dem programmatischen Titel: „(Wie) Funktionieren Aluminium-Adjuvantien?" Darin drückt er seine Verwunderung darüber aus, dass trotz einer mehr als 70-jährigen Anwendungsgeschichte so wenig Wissen über die physikalisch-chemischen Interaktionen zwischen Aluminium-Adjuvans und dem Impfstoff-Antigen besteht und auch die genaue biologische Wirkungsweise der Aluminiumsalze im Organismus bislang kaum studiert wurde.
Die Neuausgabe des „Toxicological Profile For Aluminum" des US-Department of Health and Human Services hat zwar einen Umfang von 357 Seiten, die Wirkungsweise und das Sicherheitsprofil von Aluminiumhaltigen Adjuvantien in Impfstoffen wird darin jedoch nur auf wenigen Seiten und hier vor allem in Fragezeichen abgehandelt. Der Großteil der Arbeit beschränkt sich auf die orale, inhalative und dermale Aufnahme von Aluminium aus den verschiedensten Verbindungen.
Einige Zitate zur Illustration der bestehenden Wissenslücken:
Although the neurodevelopmental toxicity of aluminum is well-documented in animals, there are a number of data needs that preclude fully assessing the significance of the findings to human health (Golub and Domingo 1996). An important issue not adequately addressed in the existing studies is the potential for effects on more complex central nervous system functions, including learning and memory and sensory abilities.
There are no human data on the genotoxicity of aluminum.
The mechanism of action for aluminum toxicity is not known, hence it is not known whether biomarkers of effect exist or not. Additional studies examining the
possible relationship between urine, blood, or other tissue levels and aluminum exposure would be useful in establishing biomarkers of exposure.

Zur Absorption:
Available data indicate that the gastrointestinal absorption of aluminum is often in the range of 0.1-0.6% in humans, although absorption of poorly available aluminum compounds such as aluminum hydroxide can be <0.01% Flarend et al. (1997) estimated aluminum absorption in rabbits following intramuscular injection of Al
labelled aluminum hydroxide or aluminum phosphate adjuvants used for vaccines. Aluminum from both solutions was absorbed, appearing in the blood as early as 1 hour after injection. Three times as much aluminum from the aluminum phosphate adjuvant was absorbed during the first 28 days after exposure; since the terminal phase of the blood concentration curve was not reached by that time, this difference may be due to differences in the rate of absorption.

Hier ein Ausschnitt zur Neurotoxicity (ganz allgemein auf Aluminium und Aluminiumverbindungen bezogen):
Various neurotoxic effects of aluminum have been induced in animals, ranging from neurobehavioral and neurodevelopmental alterations following repeated oral exposures in mice and rats to neurodegenerative pathological changes in the brain caused by acute parenteral administration in nonrodent species. Numerous mechanistic studies of aluminum neurotoxicity have been performed, but no single unifying mechanism has been identified (Erasmus et al. 1993; Jope and Johnson 1992; Strong et
al. 1996); it is likely that more than one mechanism is involved. The main sites of action of aluminum are difficult to discern because the studies have been performed using a variety of exposure methods (including a number of different in vivo injections and in vitro systems) and animal species, and a number of typical effects are not common to all species and exposure circumstances (i.e., are only expressed using certain models of neurotoxicity). Although insufficient data are available to fully understand the
mechanism(s) of aluminum toxicity, some general processes that are involved have been identified. Changes in cytoskeletal proteins, manifested as hyperphosphorylated neurofilamentous aggregates within the brain neurons, is a characteristic response to aluminum in certain species (e.g., rabbits, cats, ferrets, and nonhuman primates) and exposure situations (e.g., intracerebral and intracisternal administration). Similar neurofibrillary pathological changes have been associated with several neurodegenerative disorders, suggesting that the cause of aluminum-related abnormal neuronal function may involve changes in cytoskeletal protein functions in affected cells.

Sicher ist, dass Aluminium die spezifische Immunantwort gegen die Antigene des Impfstoffes verstärkt. Das funktioniert über mehrere Mechanismen. Zum einen wird durch die Bindung des Antigens an den Hilfsstoff eine verlangsamte Freisetzung und damit ein Depoteffekt erzielt. Dadurch kommen mehr Zellen des Immunsystems mit dem Wirkstoff in Kontakt und es erfolgt eine bessere Immunantwort mit einer breiteren Streuung auf Makrophagen, dendritische Zellen und Lymphozyten.
Eine der wichtigsten Anforderungen an einen Hilfsstoff ist, das es die Immunantwort auf die Wirkstoffe in der Impfung fördert, aber gleichzeitig keine eigene Immunreaktion gegen sich selbst hervorruft. Adjuvantien sollen sich dann nach getaner Arbeit im Organismus wieder abbauen und ohne negative Folgen ausscheiden lassen. Soweit die Theorie.
Bei den bislang fast ausnahmslos verwendeten Adjuvantien handelt es sich um anorganische Salze, die schwer löslich sind und damit das an sie gebundene Antigen nur langsam freigeben. Zugelassen sind hier im wesentlichen Aluminiumsalze in Form von Aluminiumphosphat und Aluminiumhydroxid.
Der Vorteil von Aluminiumsalzen ist, dass sie als Immunreaktion eine starke Antikörperbildung hervorrufen. Das heißt, sie aktivieren eher eine Th2-Reaktion des Immunsystems. Die zelluläre Abwehr (Th1-Reaktion) stimulieren sie hingegen nur gering. Eine dominante Th2 Reaktion besteht z.B. bei Allergien.
„Mit Ausnahme der alten Tuberkulose-Impfung forcieren die meisten Impfungen, die wir derzeit anwenden eine Th2-Reaktion des Immunsystems", erklärt das beispielsweise der Immunologe Graham Rook vom University College in London. Impfungen verschieben das immunologische Gleichgewicht also in die allergische Richtung. „Aluminium, der meistverwendete Hilfsstoff in Impfungen ist ebenfalls ein Th2-Förderer, genau wie die Keuchhustenkomponente in den Mehrfachimpfungen für Babys."

Die Antigene in vielen Impfstoffen reichen nicht aus, um eine ausreichende Immunreaktion zu erzielen, wahrscheinlich, weil sie - auf Grund ihrer Beschaffenheit (z.B. Oberflächenproteine, abetötete „ausgehöhlte" Viren, entgiftete Toxine, Bakterienteile) vom Immunsystem nicht als Gefahr eingestuft und werden. Erst die durch die Aluminiumsalze hervorgerufene Entzündung an der Einstichstelle sorgt für die Alarmierung des Abwehrsystems. Da die anorganischen Salze vom Immunsystem als Nicht-Lebewesen weitgehend ignoriert werden, werden die an derselben Stelle vorgefundenen Antigene für die Verursacher des Desasters gehalten und z.B. von dendritischen Zellen gefasst und zu den Lymphknoten geführt. Das Aluminium-Adjuvans jubelt also, salopp formuliert, den Polizisten der Immunabwehr einen falschen Verdächtigen unter, den es als Brandstifter im Gewebe denunziert.
Dass dieser Trick nicht immer optimal funktioniert, ist bekannt. Denn das derart manipulierte Immunsystem reagiert manchmal völlig unberechenbar auf diese Provokation und nicht so, wie es laut Lehrbuch sollte. Aluminium gilt aufgrund seiner Wirkweise als potenzieller Auslöser sowohl von Allergien als auch von Autoimmunkrankheiten. Zudem ist es eine der Hauptursachen für unerwünschte Impfnebenwirkungen, weil die Entzündung, die es im Gewebe verursacht - und auch verursachen soll, um seine Wirkung zu erzielen -, oft schlecht abheilt. Die Aluminiumsalze lösen sich manchmal schlecht auf und bleiben eine dauernde lokale Irritation, die bei den Geimpften lange andauernde Schmerzen an der Einstichstelle auslösen kann.
Dazu sind bereits zwei Krankheitsbilder beschrieben, die so genannte Eosinophile Myofasziitis und Makrophagenmyofasziitis.
Hier die Beschreibung aus dem Pädiatrie-Lehrbuch „Idiopathische entzündliche Myopathien" (Michael J. Lentze, Franz J. Schulte, Jürgen Schaub und Jürgen Spranger) erschienen bei Springer 2007:

„Beide Krankheiten führen idiopathisch zu lokalen Schmerzen
der betroffenen Körperabschnitte, ödematöser Verschwellung
von Faszie und angrenzendem Muskel und meist proxima-
ler Schwäche. Weitere Allgemeinsymptome wie Fieber und
Arthralgien kommen vor. Histologisch zeigen die verdickten
Faszien eosinophile oder Makrophageninfiltrate. Mindes-
tens eine Form entsteht nach Impfungen mit Präparaten, die
Aluminiumhydroxyd enthalten, das eine zytotoxische T-Zell-
Reaktion auslöst. Steroide sind meist gut wirksam."


Die meisten Impfexperten wünschen sich lieber heute als morgen eine geeignete Alternative für das Aluminium. Doch das ist nicht so einfach. Erst wenige andere Adjuvantien sind zugelassen. Sie haben ebenso ihre Nachteile und sind in der praktischen Anwendung noch wenig geprüft.

Eine interessante Arbeit, die einen weiteren Fragenkomplex zur Wirkungsweise der Aluminiumsalze aufmacht, stammt von einem niederländischen Team um Anita Boelen vom National Institute of Public Health in Bilthoven.

In der Studie ging es um Erfahrungen mit einer Impfung gegen RS-Viren. Diese weit verbreiteten Viren bilden - speziell für Kinder - ein wesentlich stärkeres gesundheitliches Risiko als die Grippe-Viren. Bloß gibt es gegen die Grippe eine Impfung und gegen RS-Viren nicht. Deshalb hört man auch nicht so viel über RS-Viren, umso mehr dagegen über Grippe.
Bereits seit den 60er Jahren gab es zahlreiche Versuche gegen dieses "respiratory syncytial virus" (RSV) eine Impfung zu entwickeln. Doch bislang sind alle Impfstoff-Versuche sowohl mit lebenden als auch mit inaktivierten Viren fehl geschlagen.
Das Problem war meist folgendes:
Sowohl bei Menschen als auch im Tierversuch zeigte sich, dass die Geimpften (dank der Aluminium-Hilfsstoffe) ganz enorme Antikörperspiegel entwickeln. Eigentlich sollte die Impfung also funktionieren.
Doch leider tritt dann, wenn die Geimpften künstlich mit den RS-Viren infiziert werden, eine enorm heftige Immunreaktion auf, die mehr Schaden (vor allem im Bereich der Lunge) anrichtet, als eine natürliche Infektion bei Ungeimpften verursachen würde.
In der zitierten Arbeit haben die Holländer drei verschiedene Effekte im Tierversuch untersucht:
Sie testeten wie sich die Mäuse bei einer Infektion mit RS-Viren verhalten, wenn sie zuvor:

a) eine aluminiumhaltige RSV-Impfung erhalten hatten
b) eine aluminiumhaltige Placebo-Impfung erhalten hatten
c) gar nicht geimpft worden waren

Im Fall c) reagierten die Tiere mit einer Th1-Immunreaktion und einer zumeist leichten Erkrankung (das ist also der Normalfall)

Im Fall a) reagierten die Tiere nicht mehr mit einer Th1-Immunreaktion sondern diese wurde durch die Impfung auf Th2 "umgepolt". Die Tiere reagierten mit einer schweren Entzündung, die zu starken Schäden in der Lunge führten. Von den RS-Viren konnte diese Reaktion nicht stammen, denn eigentlich "wirkte" die Impfung: Es wurde bei den geimpften Tieren keine weitere Vermehrung der RS-Viren beobachtet.

Im Fall b) reagierten die Tiere noch ärger als bei a). Ebenfalls mit der "falschen" Th2 Reaktion - und noch stärkeren Lungenschäden.

Das Aluminium-Adjuvans verursacht also eine Umorientierung der Immunreaktion in Richtung einer krankhaften sehr heftigen Th2 Reaktion, die in erster Linie das eigene Gewebe schädigt.
Die Probleme treten in der Studie allerdings nicht zum Zeitpunkt der Impfung auf, sondern erst dann, wenn die Tiere Kontakt mit Viren haben.
In einem "natürlichen" Szenario würde dieser Effekt zweifellos auch bei einem zufälligen Kontakt mit RS-Viren auftreten. Möglicherweise aber auch bei jedem Kontakt mit anderen Viren (eventuell aber auch beim Kontakt mit Blütenpollen oder anderen Fremdeiweißen).
Und das finde ich das bemerkenswerteste Ergebnis an dieser Arbeit:
Denn es werden ja eine Menge Viren bzw. generell Infekte oder Fremdeiweiße als Auslöser von Allergien bzw. Autoimmunkrankheiten verdächtigt.
Im Lichte dieser Arbeit scheint es aber, dass die Weichen in diese krankhafte Entwicklung bereits ZUVOR mit der Verabreichung der Aluminiumhaltigen Impfung gestellt werden.
Krankheitsauslöser wäre demnach nicht der Infekt oder das Allergen, sondern die Umorientierung des Immunsystems durch die Aluminiumsalze zu einer nicht adequaten Immunantwort.
Die niederländischen Wissenschaftler schreiben am Ende ihres Artikels folgendes:
"Der Schluss drängt sich nun auf, dass das Vorherrschen einer Th2-Immunantwort in allergiekranken Kindern diese auch anfälliger macht für wesentlich ernstere Atemwegsinfektionen (z.B. durch RS-Viren). Diese Hypothese wird dadurch unterstützt, dass im Tierversuch eine allergische Maus (mit Th2-Immunantwort) auf eine RSV Infektion wesentlich stärker reagiert als eine nicht-allergische Maus. Deshalb verweisen unsere Resultate darauf, dass als Auslöser der von den Impfungen verursachten Immunschäden nicht die RSV-spezifischen Komponenten der Impfung in Frage kommen, sondern in erster Linie der Aluminiumhaltige Hilfsstoff."
Yehuda Shoenfeld, Vorstand des Zentrums für Autoimmunkrankheiten an der Universität von Tel Aviv hat bereits viele Übersichtsarbeiten über die vermutlichen Auslöser dieser Krankheiten publiziert und organisierte 2006 einen Kongress im italienischen Sorrent, bei dem erstmals auch Impfungen als potenzielles Risiko im Mittelpunkt standen und diskutiert wurden. Selbst stellte er die diversen Möglichkeiten dar, wie Impfungen hier eine Autoaggression anstoßen könnten. (Moshe Tishler, Yehuda Shoenfeld „Vaccination may be associated with autoimmune diseases", Vered Molina, Yehuda Shoenfeld „Infection, vaccines and other environmental triggers of autoimmunity")
Im Zentrum dieser Betrachtungen steht ein Mechanismus der als „molekulare Mimikry" bezeichnet wird. Moleküle auf der Oberfläche von Krankheitserregern können körpereigenen Molekülen ähneln oder mit ihnen sogar identisch sein. Zum einen könnte dies eine Taktik von bestimmten Keimen sein, um sich im Organismus zu tarnen. Genauso kann es aber auch bloß Zufall sein. Problematisch wird es, wenn das Immunsystem daraufhin die eigenen Zellen attackiert, weil es sie für Krankheitserreger hält. Und hier kommt wieder der Überlistungstrick mit Aluminiumsalzen ins Spiel. Denn mit der Präsentation irgendwelcher toten Proteinbestandteile, die von einer nicht real vorhandenen Bakterienoberfläche stammen, wächst natürlich die Gefahr, dass das Immunsystem sich irrt.

Dass es bislang nur recht wenige neue Adjuvantien am Markt gibt, liegt auch daran, dass ein unspezifisches Boostern des Immunsystems häufig zu unerwünschten Autoimmun-Reaktionen führt. Ein interessantes Beispiel dazu liefert eine veterinärmedizinische Arbeit über den Einsatz von Adjuvantien auf Öl-Wasser-Basis die in Impfstoffen bei Lachsfarmen eingesetzt werden. Die Autoren schreiben:
In the present study, whether the farmed salmon that received oil-adjuvanted vaccine have autoimmune syndrome similar to adjuvant oil-injected rodents was examined. Sera and tissues were collected from vaccinated or unvaccinated Atlantic salmon (experimental, seven farms) and wild salmon. Autoantibodies (immunofluorescence, ELISA, and immunoprecipitation) and IgM levels (ELISA) in sera were measured. Kidneys and livers were examined for pathology. Autoantibodies were common in vaccinated fish vs unvaccinated controls and they reacted with salmon cells/Ags in addition to their reactivity with mammalian Ags. Diffuse nuclear/cytoplasmic staining was common in immunofluorescence but some had more specific patterns. Serum total IgM levels were also increased in vaccinated fish; however, the fold increase of autoantibodies was much more than that of total IgM. Sera from vaccinated fish immunoprecipitated ferritin and approximately 50% also reacted with other unique proteins. Thrombosis and granulomatous inflammation in liver, and immune-complex glomerulonephritis were common in vaccinated fish. Autoimmunity similar to the mouse model of adjuvant oil-induced lupus is common in vaccinated farmed Atlantic salmon. This may have a significant impact on production loss, disease of previously unknown etiology, and future strategies of vaccines and salmon farming.
Die in meinem ADHS-Artikel erwähnte kanadische Arbeit von Petrik et al
zeigte im Tierversuch Schäden bei mit Aluminiumadjuvantien geimpften Mäusen:
Apoptotic neurons were identified in aluminum-injected animals that showed significantly increased activated caspase-3 labeling in lumbar spinal cord (255%) and primary motor cortex (192%) compared with the controls. Aluminum-treated groups also showed significant motor neuron loss (35%) and increased numbers of astrocytes (350%) in the lumbar spinal cord. The findings suggest a possible role for the aluminum adjuvant in some neurological features associated with GWI and possibly an additional role for the combination of adjuvants.
Eine beunruhigende Ähnlichkeit beschreibt dieses US-Team in einem Case Report
bei vier Kindern.
Und hier noch eine Übersichtsarbeit von Gherardi RK
Zitat aus dem Abstract, dessen Schlusssatz auch meine Meinung zu dieser Thematik treffend wieder gibt:
Macrophagic myofasciitis is characterized by a stereotyped and immunologically active lesion at deltoid muscle biopsy. Electron microscopy, microanalytical studies, experimental procedures, and an epidemiological study recently demonstrated that the lesion is due to persistence for years at site of injection of an aluminum adjuvant used in vaccines against hepatitis B virus, hepatitis A virus, and tetanus toxoid. Aluminum hydroxide is known to potently stimulate the immune system and to shift immune responses towards a Th-2 profile. It is plausible that persistent systemic immune activation that fails to switch off represents the pathophysiologic basis of chronic fatigue syndrome associated with macrophagic myofasciitis, similarly to what happens in patients with post-infectious chronic fatigue and possibly idiopathic chronic fatigue syndrome. Therefore, the WHO recommended an epidemiological survey, currently conducted by the French agency AFSSAPS, aimed at substantiating the possible link between the focal macrophagic myofasciitis lesion (or previous immunization with aluminium-containing vaccines) and systemic symptoms. Interestingly, special emphasis has been put on Th-2 biased immune responses as a possible explanation of chronic fatigue and associated manifestations known as the Gulf war syndrome. Results concerning macrophagic myofasciitis may well open new avenues for etiologic investigation of this syndrome. Indeed, both type and structure of symptoms are strikingly similar in Gulf war veterans and patients with macrophagic myofasciitis. Multiple vaccinations performed over a short period of time in the Persian gulf area have been recognized as the main risk factor for Gulf War syndrome. Moreover, the war vaccine against anthrax, which is administered in a 6-shot regimen and seems to be crucially involved, is adjuvanted by aluminium hydroxide and, possibly, squalene, another Th-2 adjuvant. If safety concerns about long-term effects of aluminium hydroxide are confirmed it will become mandatory to propose novel and alternative vaccine adjuvants to rescue vaccine-based strategies and the enormous benefit for public health they provide worldwide.

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Montag, 12. Januar 2009
Vortrag am 23. 1. im "Fenster" Asperhofen
Wer sich für meinen Vortrag zum Thema "Kann Krankheit gesund sein" interessiert, der ist bei freiem Eintritt herzlich in die Mediathek "Das Fenster" in Asperhofen eingeladen:
Freitag, 23. Jänner, Beginn: 18,30 Uhr

Flyer Vortrag Fenster

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Samstag, 10. Januar 2009
Neue Rezension in der "Presse"
Schön, dass immer noch vereinzelt Rezensionen meines Buches erscheinen. So wie vergangenen Montag dieser Halbseiten-Artikel in der Presse:

Medikamente: Der Niedergang des Immunsystems?

04.01.2009 | 18:28 | (Die Presse)

Aufgeblättert: In dem Buch „Lob der Krankheit“ kritisiert ein Journalist die Medizinindustrie.

Einen Frontalangriff auf die Medizinindustrie startet der erfahrene Medizinjournalist Bert Ehgartner in seinem Buch „Lob der Krankheit“. Das Buch könnte auch heißen „Lob des Immunsystems, und wie es die Medizinindustrie zerstört“. Ehgartner widmet sich dem Thema Immunsystem von mehreren Seiten. Wie es funktioniert, was es kann und wie es systematisch zerstört wird.


Zweites lernendes Ich

Der Autor beschreibt das Immunsystem nicht als starren Apparat, sondern als „zweites lernendes Ich“ des Menschen, das uns vor Infekten und Krebs schützt – wenn wir es lassen. Denn um uns zu schützen, muss es trainieren. Vom ersten Lebenstag an. Und dieses Training wird laut Autor durch den übermäßigen und voreiligen Einsatz von Medikamenten unterbunden.

Als Ursachen für den Niedergang unseres Immunsystems ortet der Autor vor allem den vorbehaltlosen Einsatz von Antibiotika, Fiebersenkern, Cortisonsprays und auch Massenimpfungen. Jede dieser Maßnahmen greife direkt in die Arbeit des Immunsystems ein, manipuliere und störe es in der Entwicklung.

Das Resultat ist laut Ehgartner erschreckend: Allergien und Autoimmunerkrankungen in den verschiedensten Schattierungen sind die Folge. „Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren häufig Antibiotika oder fiebersenkende Medikamente verschrieben bekommen, haben ein deutlich erhöhtes Allergierisiko“, so der Autor. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung leidet demnach heute an einer Form von Allergie.

Anstatt harmlose Infekte und Kinderkrankheiten zuzulassen, versuche man, mit der Chemiekeule möglichst jedes Risiko von vornherein niederzuknüppeln. Des Autors Schlussfolgerung: „So leben wir heute inmitten einer Epidemie der chronischen Krankheiten, die alle eine gemeinsame Ursache haben: ein aus der Bahn geworfenes Immunsystem.“

Weitere Folgen der hausgemachten Schwächung des Immunsystems: Asthmaattacken, Neurodermitisschübe, chronisch entzündliche Krankheiten. „Viele Menschen können heute gar nicht mehr richtig krank werden und Fieber entwickeln. Stattdessen fühlt man sich wochenlang schlapp“, so der Autor. Und das sei ein Hinweis, dass das Immunsystem nicht in bester Ordnung ist.

Ehgartner plädiert dafür, harmlose Krankheiten zuzulassen und dem Körper dann eben eine Auszeit zu gönnen. „Wer ab und zu krank ist, bleibt auf lange Zeit gesund.“


Angstkeule geschwungen

Damit die Bevölkerung nicht auf die Idee kommt, den Einsatz von Antibiotika und dergleichen zu hinterfragen, werde die Angstkeule geschwungen. Perfektes Marketing vonseiten der Pharmaindustrie sorge dafür, dass die Angst umgeht und bereite so auch den Boden für neue Medikamente.

Ärzte würden aus Angst vor Klagen eher zu viel als zu wenig verschreiben. Man solle sich daher einen Arzt suchen, der auch den Mut hat, einmal zuzuwarten, anstatt jede Krankheit „im Keim“ zu ersticken. Eine Checkliste, ob man dem jetzigen Hausarzt vertrauen kann, findet sich gegen Ende des Buches. Ein guter Arzt sollte auch über die Nachteile von Behandlungen informieren.

Der Autor argumentiert emotional, aber auch wissenschaftlich. Er zitiert aus zahlreichen Studien und bietet einen unbequemen Einblick in die Medizinindustrie. Das Buch liefert eine Fülle von Argumenten wider den exzessiven Einsatz von Medikamenten und Massenimpfungen. Freilich lässt es den Leser auch ein wenig ratlos zurück. Wie sollen Eltern handeln, wenn das Fieber ihres Kindes über 38 Grad steigt? Welche Impfungen sind nun wirklich sinnvoll und welche überflüssig? Auf diese Fragen bräuchten Menschen, die die gängige Praxis kritisch betrachten, konkrete Antworten. th

„Lob der Krankheit – Warum es gesund ist, ab und zu krank zu sein“, Verlag Lübbe, 382 Seiten, 14,95 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2009)

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Mittwoch, 31. Dezember 2008
Happy New Year
Allen Freunden, auch solchen, die mich bisher "nur" über meine Bücher oder Artikel kennen.

Viel Spaß mit diesem nostalgischen Wiedersehen:



(Filmtipp: "Mamma Mia" - meine Frau und meine Töchter waren entzückt ;-) )

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Montag, 2. Juni 2008
„Das hätte dem Impfgedanken geschadet“
Der Münchner Epidemiologe Rüdiger von Kries über seine Vorbehalte gegen die HPV-Impfung, den Zweck einer Windpockenimpfung und die Entscheidungsprozesse in der Ständigen Impfkommission, der er seit langem angehört. Von ihm stammt eine Studie, die Hexavac, dem ehemaligen meist verwendeten Sechsfach-Impfstoff für Babys, eine signifikant erhöhte Rate von unerwarteten plötzlichen Todesfällen im zweiten Lebensjahr attestierte.

Ruediger von Kries

Ehgartner: Wie man hört wurde in der STIKO heftig über die Empfehlung für eine allgemeine Windpockenimpfung ab dem ersten Lebensjahr gestritten. Schließlich wurde – als erstes Land Europas - doch eine positive Empfehlung gegeben. Was waren dafür die Argumente?

Kries: Ich war lange gegenüber der Windpockenimpfung skeptisch. Muss man wirklich gegen Varizellen impfen? Die Varizellen Impfung macht in erster Linie das Leben einfacher – schwere Morbidität und Mortalität sind selten. Man wird darauf achten müssen, hohe Durchimpfungsraten zu erzielen um eine ausreichende Herdenimmunität zu erreichen. Das ist nur möglich, wenn es einen Kombi-Impfstoff gibt. Der ist jetzt am Markt. Und jetzt kann man sagen: why not?
Es gibt Komplikationen bei Windpocken, sogar Todesfälle. Beispielsweise bei Kindern, die an Windpocken erkrankt sind, als sie gerade die Chemotherapie gegen Leukämie bekamen. Und die sind dann gestorben. Solche Todesfälle können nur über Herdimmunität verhindert werden - wenn es keine Varizellen mehr gibt – oder wenn die Kinder vor der Chemotherapie geimpft worden sind.

Ehgartner: Wie beurteilen Sie das Risiko, dass die Windpocken-Impfung bei den Kindern zu einer Steigerung des Gürtelrose-Risikos bei Erwachsenen führt?

Kries: Es ist bekannt, dass Menschen, die seltener Kontakt zu Windpocken kranken Kindern haben, häufiger Gürtelrose bekommen. Wenn es in folge der Impfung keine Varizellen mehr gibt, wird das Immunsystem seltener geboostert, das ist schon klar. Wenn allerdings einmal alle Kohorten geimpft sind, werden diese wahrscheinlich seltener an Gürtelrose erkranken, weil die abgeschwächten Impfviren diese seltener auslösen. Wie sich das genau auswirken wird – und ob es ein Zeitfenster mit höherem Risiko gibt ist unklar.

Ehgartner: Die Impfstoff-Hersteller reagierten auf das Problem, indem sie auch noch eine Impfung gegen Gürtelrose für Erwachsene auf den Markt brachten. Diese Impfung ist nichts anderes als eine hoch dosierte Windpocken-Impfung und soll den Kontakt mit Windpocken-kranken Kindern simulieren. Die neue vierfach Impfung gegen Masern-Mumps-Röteln und Windpocken kostet nun doppelt so viel wie die alte MMR, nämlich 100 Euro. Die Gürtelrose Impfung nochmal das doppelte. Damit hat die Industrie aus einer überwiegend harmlosen Kinderkrankheit ein gutes Geschäft gemacht – sehen Sie das nicht so?

Kries: Dass Impfungen nicht gratis sind, das wissen wir. Man hat allerdings auch einen Benefit für die Gesellschaft. Windpocken machen keinen Spass und manchmal auch noch lebensgefährliche Komplikationen. Punkt. Dass man zweimal impfen muss, ja so ist das Leben. Vielleicht wird man auch mal dreimal impfen müssen. Nichts ist umsonst. Klar verdient die Industrie damit Geld. Aber das tun sie auch bei der Grippeimpfung. Und darüber redet kein Mensch, weil vor der Pandemie Grippe alle Angst haben.

Ehgartner: Eine Angst, die auch von den Experten heftig geschürt wird. So wie auch die Angst vor Krebs – mit dem gleichzeitigen Angebot einer so genannten Krebsimpfung gegen Humane Papillomaviren. Diese HPV-Impfung schlug nun mit Kosten von fast 500 Euro alle Rekorde und setzte sich gleich auf den ersten Platz der umsatzstärksten Arzneimittel.

Kries: Ja, über die exorbitanten Kosten der HPV-Impfung redet kaum jemand. Die wollen sie alle haben, obwohl diese in frühestens zwanzig Jahren einen messbaren Einfluss auf die Krebs-Sterblichkeit haben wird.
Dass wir in Deutschland das PAP Screening-Programm mit den weltweit häufigsten Untersuchungsangeboten und gleichzeitig eine der höchsten Raten an Cervix Karzinom haben, davon redet auch keiner. Die Inanspruchnahme des PAP Screenings ist sogar relativ hoch. 80 Prozent der Frauen gehen mindestens alle drei Jahre hin, das ist genauso viel wie in anderen Ländern. Also warum ist dann bei uns die Krebsrate höher? Eine mögliche Erklärung wären Defizite beim Pap-screening. Verbesserungen in diesem Bereich könnten im hier und jetzt Krebserkrankungen verhindern.

Ehgartner: Offenbar haben Sie sich mit diesen Einwänden in der STIKO nicht durchgesetzt. Denn deren Empfehlung war es ja, welche die Kassen zur Kostenübernahme zwang. Bei der Sechsfachimpfung Hexavac trugen ihre Ergebnisse jedoch sehr dazu bei, dass über eine Marktrücknahme diskutiert wurde. Hexavac zeigte in ihrer Studie im Vergleich zum zweiten Produkt Infanrix hexa eine höhere Neigung zu schweren – manchmal tödlichen Nebenwirkungen.

Kries: Es wurde darüber diskutiert, ob man Hexavac vom Markt nehmen soll. Ich habe mich sehr dafür ausgesprochen. Auch wenn die Evidenz nicht glashart war. Doch unter dem Vorsatz in erster Linie keinen Schaden zuzufügen, hätte man Hexavac sofort zurücknehmen sollen als sich das Signal zeigte. Es gab einen Alternativ-Impfstoff, also auch keine innere Notwendigkeit, Hexavac unbedingt auf dem Markt zu halten. Bewiesen ist es anderseits nicht, dass Hexavac die Todesfälle verursacht hat.

Ehgartner: Hexavac wurde dann mit dem Argument vom Markt genommen, dass die Langzeitwirkung der Hepatitis B Komponente fraglich sei. Das klingt sehr nach einer Ausrede.

Kries: Ob der genannte Grund ein willkommener Anlass für die Marktrücknahme war, kann ich nur spekulieren. Doch stellen Sie sich vor, man hätte öffentlich verkündet, dass Hexavac wegen der Todesfälle vom Markt genommen wird. Das hätte sicher zu sehr viel mehr Verunsicherung geführt und dem Impfgedanken mehr geschadet.


Dieses Interview wurde im September 2007 geführt und ist in meinem aktuellen Buch "Lob der Krankheit" zitiert.

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Dienstag, 27. Mai 2008
Freitag auf Ö1 ab 9,05 Uhr
Für alle, die mich auch mal hören und nicht immer nur lesen wollen, ein Hörfunk-Tipp:

Freitag den 30. Mai Uhr bin ich Studiogast in der Sendereihe "Kontext" ab 9,05 Uhr im Programm Österreich 1.
Im Gespräch mit Wolfgang Ritschl stelle ich mein Buch "Lob der Krankheit" vor.

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Donnerstag, 22. Mai 2008
Alte Freunde - Neue Feinde
In der aktuellen Ausgabe des österr. Nachrichtenmagazins profil habe ich die Coverstory zur "neuen Sicht des Immunsystems" geschrieben.

Darin beschreibe ich einige wichtige Thesen meines aktuellen Buches "Lob der Krankheit"
http://www.ehgartners.info

Hier ist ein link zum Haupttext der Story:

http://www.news.at/articles/0820/560/206050.shtml

Hier nun eine etwas ausführlichere Version des Interviews mit Prof. Graham Rook:

Graham Rook, 62, ist Professor am Zentrum für Infektionskrankheiten und Internationale Gesundheit am Windeyer Institut für Medizinwissenschaften der University College Medical School in London. Er prägte den Ausdruck „Old Friends-Hypothesis“ als Weiterentwicklung der Hygiene-Hypothese.

Graham Rook, 62, ist Professor am Zentrum für Infektionskrankheiten und Internationale Gesundheit am Windeyer Institut für Medizinwissenschaften der University College Medical School in London. Er prägte den Ausdruck „Old Friends-Hypothesis“ als Weiterentwicklung der Hygiene-Hypothese.


„Wir haben wenig Alternativen“

Der Londoner Immunologe Graham Rook im Gespräch mit Bert Ehgartner zur Frage, warum sich das Immunsystem nicht gegen Parasiten wehrt, sondern lieber mit ihnen Freundschaft schließt


Ehgartner: Sie haben für die Hygiene-Hypothese den Namen Old-Friends-Hypothese kreiiert. Warum?

Rook: Es ist ein viel besserer Name, weil es eigentlich nichts mit Hygiene zu tun hat. Während der letzten 40.000 Jahre haben wir uns technologisch enorm entwickelt. Wenn uns kalt wurde, erfanden wir den Pelzmantel und unzählige andere Dinge. Wir haben stets auf einen Mangel reagiert. Doch wenn unser Immunsystem Bedürfnisse hatte, merkten wir das nicht. Die Old-Friends Hyothese sagt nun, dass spezielle Würmer und Bakterien, die immer da waren in schlammigem Trinkwasser oder in der Nahrung und mit denen jedes Lebewesen infiziert war, schlussendlich für unser Immunsystem auch eine eminent wichtige physiologische Rolle übernommen haben.

Ehgartner: Inwiefern sind Würmer für uns notwendig?

Rook: Das faszinierendste Beispiel dafür lieferte kürzlich eine argentinische Forschergruppe in einer Studie mit Mulitple-Sklerose Patienten. Sie gaben einem Teil von ihnen Würmer und daraufhin hatte diese im Lauf der fünfjährigen Beobachtungsphase kaum noch Symptome. Die Würmer hatten ein Signal an das Immunsystem übermittelt, das massenhaft regulierende Lymphozyten aktivierte. Und damit wurde der autoaggressive Mechanismus der zu MS führt abgeschwächt.

Ehgartner: Warum reagiert das Immunsystem nicht gegen die Würmer? Immerhin sind sie doch Parasiten und können Menschen schädigen.

Rook: Das Immunsystem reagiert ja. Aber nur in der Anfangsphase. Wenn sie einmal etabliert sind, ist der Aufwand jedoch zu groß, sie wieder loszuwerden. Da würde eine Bekämpfung der Würmer mehr Schaden anrichten, als die Würmer selber. Sie kennen sicher die Horror-Bilder von Menschen, die an Elephantiasis leiden, an grauenhaften Wucherungen. Wir wissen mittlerweile, dass die Ursache darin liegt, dass es hier nicht gelingt, den Immunresponse gegen die Wurminfektion abzuschalten. Das Immunsystem wird mit den Würmern nicht fertig. Ein Kampf verursacht viel mehr Schaden, deshalb schlägt es den Weg der Symbiose ein.

Ehgartner: Sind es nun die Würmer selbst, die das Immunsystem besänftigen und seine Aktivität herunter regulieren? Quasi als eine Art evolutionäre Strategie, um nicht angegriffen zu werden.

Rook: Ja sie machen das. Ein erfolgreicher Parasit wird seinen Wirt immer am Leben halten. Den Menschen zu töten ist das letzte, was ein Parasit im Sinn hat. Und dem Immunsystem erscheint es als legitim, lieber die Produktion von Wurmeiern zuzulassen, wenn die Alternative Elephantiasis lautet. Würmer aktivieren Regulationsmechanismen, die Fehlreaktionen, wie sie bei Allergien und Autoimmunkrankheiten bestehen, beseitigen oder abschwächen. Und das aufregende dabei ist, dass wir in den klinischen Studien sehen, dass das tatsächlich funktioniert. Wenn ich Multiple Sklerose hätte, würde ich in die Slums von Argentinien übersiedeln, um mir die nötige Dosis an Würmern zu besorgen. Die wissenschaftlichen Versuche am Menschen werden aber auch immer zahlreicher. Etwa mit Hakenwürmern von denen keinerlei Gefahr ausgeht.

Ehgartner: In der Nähe von Hamburg gibt es eine erste Firma in Europa, die sich darauf spezialisiert hat, Würmer zu züchten.

Rook: Ja, sie kooperieren mit US-amerikansichen Forschern, die Therapien auf Basis von Schweine-Peitschenwürmern anbieten. Natürlich kommt hier auch heftige Kritik, ob wir völlig verrückt wären, Menschen mit Würmern zu behandeln. Aber ich halte das gar nicht für verrückt. Denn wir haben wenig Alternativen.

Ehgartner: Weiß man, welche Mechanismen die Würmer hier konkret aktivieren?

Rook:Im Zentrum stehen die dentritischen Zellen. Sie sind es, die den Lymphozyten vermitteln, ob es sich bei Fremdkörpern um Freund oder Feind handelt. Sie benutzen dafür ein Erkennungssytem, das hunderte von Rezeptoren abtestet und daraufhin die Entscheidung fällt, welche Signale weitergegeben werden. Hunderte von Molekülen des Wurms werden also in dieser Entscheidungsfindung verarbeitet. Und das bestimmt den Regulationsprozess. Das ist viel zu kompliziert, um auf einige wenige Moleküle zu reduzieren. Wenn wir das nachbauen wollten, müssten wir gleich einen künstlichen Wurm erschaffen. Warum also nicht gleich den echten nehmen, den es ohnehin gibt.

Ehgartner: Welche Vorteile hat denn das Immunsystem vom Kontakt mit Bakterien. Warum wurden aus Scharotzern und potenziellen Krankheitserregern im Lauf der Evolution alte Freunde?

Rook: Alles was im Lauf der Evolution lange genug anwesend ist, wird in das Genom eingebaut. Nehmen sie beispielsweise Bakterien, die an siedend heißen giftigen Quellen am Boden des Pazifik leben. Wenn sie davon eine Probe an einen Bioinformatik-Experten geben, um dessen Gene zu analysieren, so wird er nach wochenlangen Tests zu dem Resultat kommen, dass dieser Organismus Enzyme hat, die hohen Temperaturen standhhalten und dass er Schwefel einatmet, so wie andere Lebewesen Sauerstoff. Die Umwelt, in der ein Lebenwesen existiert, wird in das Genom eingebaut. Oder um ein noch krasseres Beispiel zu geben: Als vor langer Zeit in unserer Atmosphäre Sauerstoff entstand wurden dadurch die meisten Lebewesen getötet. Manchen gelang es in Sauerstoff-freie Umgebung zu flüchten und andere passten sich an. Und was geschah: Wir wurden vom Sauerstoff abhängig. Wir bauchen ihn, um zu leben. Wenn also etwas immer da ist, werden sich die Gene darauf einstellen und brauchen das in der Folge auch. Unser Immunsystem wurde dadurch überrascht, dass einige seiner alten Freunde plötzlich nicht mehr da waren.

Ehgartner: Wird der Kontakt zu Bakterien auch als Signal benützt, das naive Immunsystem des Ungeborenen in seiner sterilen Umgebung bei der Geburt umzustellen.

Rook: Es wurde oft darauf hingewiesen, dass es kein Zufall sein kann, dass der Geburtskanal so nahe am Anus liegt, wo das Baby sofort mit einem Schwall von Bakterien begrüßt wird. Bei Delphinen ist es etwa üblich, dass sie auf das neugeborene Baby koten. 90 Prozent aller unserer Zellen sind tatsächlich Bakterienzellen. Der Kontakt zu Bakterien war immer da. Bloß in den letzten 100 Jahren ging er – für unser Immunsystem völlig überraschend, schrittweise verloren.

Ehgartner: Was empfehlen sie denn den Familien, um dieses Manko aufzuholen? Die Kinder im Schweinestall spielen lassen?

Rook: Nein. Es geht um ein gesundes Mittelmaß. Wenn ein Kind draußen im Dreck wühlt und dann reinläuft, um sich mit den schmutzigen Fingern Essen zu nehmen, so tut es schon gut, das als Eltern etwas gelassener zu sehen. Zu wissen, dass das seiner Gesundheit eher nützt als schadet. Kontakt mit Dreck wäre nicht schlecht. Aber wie soll man das in unserer Gesellschaft umsetzen: Mit der täglichen Mist-Lieferung ins zwölfte Stockwerk? Das ist wenig praktikabel. Hier ist die Wissenschaft gefordert, Lösungen zu finden.

Ehgartner: Wie kann man diese Kenntnisse jetzt nützen für bessere Medikamente gegen Allergien oder Autoimmunkrankheiten?

Rook: Um diese komplizierten Erkennungsmuster zu kopieren wäre es besser man verwendet die originalen Moleküle, also die Bakterien oder die Würmer selbst.

Ehgartner: Nun weiß man ja, welche Signalstoffe hier produziert werden. Interleukin 10 beispielsweise oder TGF beta. Wären das nicht auch geeignete Wirkstoffe?

Rook: Nein. Denn man will diese Immunregulation ja nicht die ganze Zeit. Diese immunregulatorischen Zellen haben ja ihre ganz besondere Spezifität. Die sind ja nicht die ganze Zeit aktiv, sondern immer in Abhängigkeit zum Kontakt mit den Antigenen. Wenn man den puren Stoff nimmt, so würde man einen unverhältnismäßigen Effekt auslösen und bestimmte Mechanismen ständig unterdrücken. Man muss dem System erlauben, dann zu handeln, wenn es nötig ist. Und das weiß das System selbst am besten. Wenn sie hingege einen isolierten Wirkstoffn von außen zuführen, dann wissen sie nie, wann es Zeit ist, den Impuls wieder abzuschalten.

Ehgartner: Gibt es denn Beweise für den Einfluss der dentritischen Zellen auf die Regulation des Immunsystems?

Rook: Ja, es gibt Menschen mit einem genetischen Defekt, die einen bestimmten Transkriptionsfaktor mit Namen FOX-D3 nicht bilden können, der für die Bildung regulatorischer T-Zellen nötig ist. Und bei diesen Menschen finden sie sowohl Allergien als auch alle Formen von Autoimmunkrankheiten.

Ehgartner: Was meinen Sie denn, wie sehr die Hygiene-Hypothese mittlerweile im Mainstream der Wissenschaft etabliert ist?

Rook: Das ist für mich recht schwierig zu beantworten, weil alle Menschen die ich kenne, die Stärke der Argumente kennen, die für unsere Sicht sprechen. Aber nächsten Samstag fliege ich nach Honolulu zur Weltkonferenz der Kinderärzte. Und ich halte da einen einstündigen Vortrag im größten Kongress-Saal mit mehreren tausend Plätzen. Also dürften wir doch schon im Zentrum der Wissenschaft angekommen sein.

Ehgartner: Wie sehen Sie den Einfluss der Antibiotika-Überverschreibung auf das Immunsystem?

Rook: Sie haben einen enormen Effekt auf die Darmflora und es ist jedesmal eine Herausforderung, wieder eine gesunde Neubesiedelung zustande zu bringen. Wir haben in uns zehnmal so viele Bakterienzellen wie wir menschliche Zellen haben. Die Bakterienflora gilt genauso als Organ wie etwa die Nieren. Das ist Teil unseres Organismus.

Ehgartner: Es gibt schon eine Reihe von Nahrungsmitteln, wo gesunde Bakterien enthalten sind. Laktobazillen im Joghurt beispielsweise. Werden das die Arzneimittel der Zukunft?

Rook: Das Problem ist, dass es in der Nahrungsmittelindustrie kaum Regulationen gibt, obwohl Firmen wie Danone hier viel in die Forschung investieren. Aber wir haben gefunden, dass die meisten Laktobazillen, die hier verwendet werden, überhaupt keine Wirkung haben. Nicht alle Laktobazillen sind in der Lage, die regulatorischen Prozesse einzuleiten. Hier ist aber einiges unterwegs, um die geeignete Dosis und die geeigneten Stämme zu finden.

Ehgartner: Das Hauptproblem bei Allergien und Autoimmunkrankheiten ist, dass man langsam weiß, dass die Einflüsse in der Kindheit wesentlich sind. Doch gibt es auch Hoffnung für Erwachsene?

Rook: Wir wissen, dass es bei Kindern auf die ersten drei Jahre ankommt. Hier wird das System aufgebaut. Und hier sollten wir Fehler in vermeiden. Doch es gibt langsam auch Hoffnung für Erwachsene, wie die Studien mit den Würmern zeigen. Die Effekte sind aber jedenfalls größer in der Kindheit.

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Dienstag, 22. April 2008
Vortrag und Buchpräsentation
Für alle Interessenten, die es nicht weit nach St. Pölten haben, ist folgender Termin gedacht:

Bert Ehgartner präsentiert sein soeben im Verlag Lübbe erschienenes Buch "Lob der Krankheit - Warum es gesund ist, ab und zu krank zu sein".

Wann: DI, 29. April 2008, 19 Uhr

Wo: Pielachtalhalle Ober-Grafendorf (Kleiner Festsaal), Raiffeisengasse 9

Eintritt: 7.- (bei Voranmeldung), 9.-Euro (Abendkasse)

Voranmeldung bitte hier
oder unter 0664/73556464
beim Veranstalter Mag. Martin Wöber

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Mittwoch, 16. April 2008
Von bösen Viren und deren Ausrottung
"Der einzige, der was von einer Krankheit hat, ist der Erreger. Alle anderen leiden nur darunter", entgegnete mir Berthold in einer Diskussion, wo ich das Lob der Krankheit angestimmt hatte.

Ich entgegnete ihm folgendes:

Es ist eine Tatsache, dass die Evolution des Menschen im ständigen Kontakt und Austausch mit der mikrobiellen Umwelt erfolgte.

Bakterienteile wurden "eingebürgert" und stellen heute die Energiekraftwerke der Zellen dar, haben aber sogar ihr eigenes Erbgut und ihren unabhängig ablaufenden Fortpflanzungsrhythmus innerhalb der Zellen beibehalten (Mitochondrien).

Ohne die ständige Konfrontation mit Viren als Motor und Beschleuniger für Mutationen gäbe es wahrscheinlich die ganze Menschheit nicht.
Zudem spielte die Eingliederung von Viren eine Rolle beim Entstehen der Zellkerne.

Abgesehen von diesen Basics aus der fernen Vergangenheit wird bei jedem einzelnen Menschen, wie auch den meisten Säugetieren der Kontakt mit Bakterien als unbedingtes Signal benötigt, um bestimmte Funktionen des Immunsystems zu starten. Beispielsweise benötigt es bestimmte Mykobakterien, um die Th1-Reaktion zu aktivieren.

Virale kindliche Infekte haben unmittelbare Einflüsse auf die Regelkreise der Immunreaktion, helfen das Gleichgewicht der Reaktionen zu festigen und schulen die Unterscheidungsfähigkeit zwischen fremden und eigenen Proteinen. Die enorme Bedeutung der regulatorischen T-Zellen für ein stabiles System wurde in diesem Zusammenhang erst kürzlich bekannt. Ebenso der positive Einfluss der Keimkontakte und Infekte auf die T-regs.

Sicherlich haben Keime auch ein Eigeninteresse, sprich einen eigenen Lebenszyklus. Wenn sie diesen nicht hätten, gäbe es sie ja nicht.
Daraus aber abzuleiten, dass sie interaktions- und bedeutungslos als reine Schädlinge und Parasiten fungieren und ohne irgendwelche Folgen ausgerottet werden könnten, zeigt von einem recht engen Horizont.

Warum eigentlich bei den Keimen aufhören?

Warum nicht die Ratten ausrotten? Stellen die etwa kein Risiko dar? Sollten wir uns nicht zumindest für die Sauerei mit der Pest rächen?

Und was ist mit den Bienen und Wespen? Gibt es nicht genügend Kinder und auch Erwachsene, die mit lebensgefährlichen allergischen Schocks auf Stiche reagieren?
Tun Dir diese Menschen nicht leid?
Also weg mit den Biestern! Das werden wir ja wohl gentechnisch irgendwie schaffen, dass wir ein Wespen- und Bienengift versprühen, das die lieben Marienkäfer verschont!

Also nicht so kleinkariert! Wenn man erst mal den Hochstand der Ausrottung besteigt, eröffnet sich ein ungeheure Menge an möglichen Abschusszielen:

Die Bösen schießen wir ins Kröpfchen, an die Guten kuscheln wir uns ganz fest an.

Entzückend, Baby!

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