Mittwoch, 27. Februar 2008
EPO gefährdet Krebspatienten
In der heute erschienenen Ausgabe des Journals der amerikanischen Ärztegesellschaft JAMA findet sich eine Übersichtsstudie zum Nutzen von Erythropoetin in der Krebstherapie.

http://jama.ama-assn.org/cgi/content/short/299/8/914

Mit Michael Henke, dem Leiter dieser Deutsch-Amerikanischen Studie habe ich bereits vor einigen Monaten ein Interview geführt, das bislang nicht veröffentlicht wurde – außer natürlich hier im Blog:
http://med.blogger.de/20080126/
Ich halte die Aussagen und Erfahrungen Henkes für brisant und hoch interessant.
Und seine Befürchtungen haben sich nun bestätigt.
Insgesamt mussten bereits ACHT (!) Epo-Studien wegen katastrophaler Resultate abgebrochen werden.

Epo-Medikamente stimulieren als Wachstumshormone die Ausreifung der roten Blutkörperchen und damit z.B. die Sauerstoffversorgung der Muskeln.
Deshalb ist Epo ein beliebtes Dopingmittel.

Epo ist im Hauptanwendungsbereich allerdings ein Mittel zur Bekämpfung von Anämie (Blutarmut).

Und nachdem nahezu alle Krebspatienten im Zuge der Therapie oder der Krankheit an Anämie leiden, ist Epo hier ein häufig verwendetes Mittel.
Nun zeigt sich, dass sich die Wachstumsförderung leider nicht auf die roten Blutkörperchen beschränkt, sondern auch den Tumor mit einschließt.

In den USA gehören die Epo-Präparate im US-Medicaid System zu den Spitzenposten bei den Ausgaben.
In der EU hält angeblich Österreich den Spitzenrang beim Pro-Kopf-Verbrauch.

Wollen wir doch hoffen, dass dies keine ähnlichen Gründe hat, wie in den USA: Dort bekamen die Ärzte - zumindest bis der Skandal im letzten Sommer aufflog - regelrechte Provisionen, wenn sie eifrig Epo verschrieben.

Der weltgrößte Biotec-Konzern Amgen, das seinen Spitzenrang vor allem den Epo-Produkten verdankt, hat innerhalb der letzten beiden Jahre mehr als 50% seines Börsewertes eingebüßt.

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